Mittags kommen wir beim Camp Halali an. Auf das Essen verzichten wir und laufen stattdessen zum Moringa Wasserloch. Es sind zwar ein paar Meter, sich die Beine nach der langen Busfahrt auf dem Spazierweg zu vertreten, ist aber sicher nicht verkehrt. Die letzten rund 200 Meter sind für Fahrzeuge zum Glück gesperrt. Damit bleibt schon mal der Lärm der Motoren zurück. Einzig eine Gruppe Italiener gibt sich auf dem Weg zur Aussichtsplatte recht mitteilungsbedürftig. Bis schließlich ihr Reiseleiter für Ruhe sorgt.
Oben angekommen, sehen wir zunächst nur ein paar Springböcke am Moringa Wasserloch. Dafür aber ist es hier tatsächlich still, obwohl einige Besucher zugegen sind. Doch wir werden belohnt. Denn nachdem sich erst ein kleiner Vogel, ein Kurzzehenrötel, von allen Seiten zeigt, kommt eine Herde Zebras zur Wasserstelle. Sie laufen immer nur wenige Schritte, verharren dann auf der Stelle und checken immer wieder die Lage. Sicher wittern sie uns. Die Gefahren, nach denen sie suchen, aber sind andere.
Völlig unbekümmert traben hingegen erst zwei und etwas später vier Warzenschweine durch das Dickicht zum Wasser. Ob sie wissen, dass ihnen hier keine Gefahr droht? Oder setzen sie auf ihre Schnelligkeit und die Hoffnung, dass sich eventuell vorbeistreifende Löwen zuerst auf eines der größeren Tiere stürzen?
Wenn die Zebras längere Zeit einfach nur dastehen, kann man sie glatt vergessen. Da trifft es sich, dass eine Herde Impala Antilopen zum Moringa Wasserloch beim Camp Halali kommt. Dazu gesellen sich zwei Kudu-Bullen. Es sind die schönsten, die wir während unserer ganzen Rundreise durch Namibia sehen. Und dann sind da ja auch noch die Eichhörnchen. Sie laufen am Rand der Aussichtsplattform herum, trinken an der Wasserleitung oberhalb des Wasserlochs oder verschwinden in einer der vielen kleinen Höhlen.
In Afrika gilt es bei der Safari natürlich, die Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard) zu finden. Die wahren Held aber sind für uns die Warzenschweine, die als Familie durch die öden baum- und straucharmen Graslandschaften und Wüsten ziehen. Denn je nach dem Untergrund wechseln sie ihre Farbe.
Ist der Boden, auf dem sie sich suhlen, rot, sehen wir rote Schweine durch die Gegend wetzen. Ist der Untergrund gelblich, sind auch sie gelblich. Und in Etosha ist der Boden halt grau. Aber das hätten wir wohl auch ohne die grauen Warzenschweine erkannt (-;
Zugleich sind wir von der Vielzahl unterschiedlicher Tiere überrascht, welche gleichzeitig an den Wasserlöchern und in der Grassavanne zu beobachten sind. So ist es wirklich kein Kunststück, auf einem Bild sowohl Zebras und Springböcke als auch Giraffen und Impalas zu bekommen. Leicht könnte man den Eindruck bekommen, auf eine lebendig gewordene Fotocollage zu sehen.
Ein Reichtum, der zu Kolonialzeiten leider skrupellose Freibeuter anlockte. Ihnen gelang damals das Kunststück, in kürzester Zeit sämtliche Elefanten in dem Gebiet abzuschlachten, nur um Klaviertasten und Billardbälle herstellen zu können. Aus unserer Sicht ist das genauso barbarisch, wie ein Gewehr auf ein halbzahmes Tier anzulegen, um es einzig aus Spaß an der Freude zu töten.
Nachdem in Etosha nicht einmal mehr genügend Antilopen lebten, um die wenigen Menschen zu ernähren, führte der deutsche Gouverneur Curt von Francois Jagdgesetze ein, welche die sinnlose Ausrottung der Tiere stoppen sollte. Zugleich durfte nur noch mit Jagdschein gejagt werden.
1907, also genau 100 Jahre vor unserer Safari, stellte Gouverneur von Lindequist schließlich rund ein Viertel von Namibia unter Naturschutz.
Sein Ziel, mit Etosha das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet der Welt zu schaffen, kreuzte allerdings die Besatzung Namibias durch die Südafrikaner. Um große Farmen anzulegen, verkleinerten sie den Park in mehreren Schritten bis auf eine Größe von 22.270 Quadratkilometer - knapp ein Viertel der ursprünglichen Größe.
Nachmittags fahren wir vom Camp Halali bis zum Rand der Salzpfanne. Im Sommer, also von Dezember bis April, füllt sich die Pfanne teilweise mit Wasser. Der hohe Salzgehalt jedoch macht es sowohl für Menschen und Tiere ungenießbar, sodass nur wenige Algenarten in dem Wasser gedeihen.
Wer in einem niederschlagsreichen Jahr in diese Gegend kommt, sieht mit etwas Glück Flamingos. In der Trockenzeit hingegen gibt es so gut wie nichts zu sehen außer einer hellgrauen Ebene, die sich bis hinter den Horizont erstreckt. Einzig Springböcke und Oryxe wagen sich ein paar Meter in diese lebensfeindliche Wüste, auf der Suche nach einer salzverträglichen Grassorte mit hohem Proteingehalt.
Nachdem wir am späten Nachmittag eine Giraffe und einen Schwarm Perlhühner an einem der östlichen Wasserlöcher trinken sehen, ist es dann soweit: der Bus springt nicht mehr an. Ist die ständig laufende Klimaanlage schuld? Ist die Batterie hinüber? Keine Ahnung. Dafür aber werden Jayjay und Sydney auf einmal ganz nervös.
Denn alles Orgeln hilft nicht, der Motor bleibt aus.
Ob es ein Überbrückungskabel im Bus gibt? Nein, natürlich nicht. Zum unserem Glück aber hält ein Jeep am selben Wasserloch, der eines dabei hat. Bevor er jedoch an die Seite des Busses fahren kann, muss erstmal eine Reihe Steine weggeschafft werden.
Natürlich würden wir ja helfen. Davon ist unser Reiseleiter allerdings nicht begeistert. So dauert es nicht lange, bis er uns einen Skorpion zeigt, der sich unter einem der Steine zurückgezogen hatte. Zwar ist es nur ein kleiner, aber wir sind gewarnt.
Und aussteigen können wir auch schon nicht mehr, da der Jeep bereits neben der Tür steht. Letztendlich lässt sich die Situation mit dem Überbrückungskabel lösen und sind wir doch froh, nicht im Park übernachten zu müssen bzw. von einem anderen Reisebus zu später Stunde abgeholt zu werden.
Was soll man da schreiben? In Etosha gibt es Giraffen. Natürlich gibt es sie. Und besonders schön sind sie zu beobachten, wenn sie zum Trinken die Beine weit auseinander grätschen oder - was weit weniger bekannt ist - sie ihren Bedarf an Kalzium decken.
Denn nachdem der Park 1973 umzäunt wurde und die Tiere nicht mehr wandern können, sind sie auf das Angebot vor Ort angewiesen. Daraus resultiert ein Mangel an Kalzium, durch den zum Beispiel die Elefanten nur noch sehr kleine Stoßzähne ausbilden.
Die Giraffe hingegen versucht den Mangel zu beheben, indem sie an Knochen kaut. Vor Ort sieht das dann so aus, als wenn sie versucht zu singen.
Immer wieder wirft sie ihr Maul nach oben, um den Knochen besser fassen zu können, um im nächsten Moment mit offenem Mund nach vorne zu schauen.
Ein Verhalten, welches Heiterkeit im Bus verbreitet. Schließlich wissen wir alle nicht, dass sich die Giraffe nur aus der Not heraus so verhält.
Ehrlich gesagt, als wir daheim gelesen haben, was es in Namibia alles für Antilopen gibt, hatte ich nicht gedacht, dass wir diese vor Ort überhaupt voneinander unterscheiden können. Die Oryx, ja sicher. Auch die Gnus lassen sich allein von den Abbildungen in den Büchern gut von den anderen unterscheiden. Bei vielen anderen Arten las ich jedoch nur, wie groß und wie schwer sie sind.
Stehen die Tiere aber erst einmal nebeneinander, ist es gar nicht so schwierig, zu erkennen, ob da ein Impala oder eine deutlich intensiver gefärbte Kuhantilope aus Südafrika auf einen zuläuft.
Die Springböcke sind uns nach den vielen Kilometern durch das Land eh hinlänglich bekannt und selbst die kleineren Steinböcke lassen sich mit der Zeit erkennen.
Einzig das Damara Dikdik lässt sich nicht so einfach finden. Das liegt aber vor allem daran, dass es als kleinste Antilopen-Art nur 38 Zentimeter hoch und fünf Kilo schwer wird und damit in jedes Dickicht passt.
Wem selbst diese Auswahl an Antilopen (nebst den Kudus) nicht reicht, findet weitere Arten in den Lodges. Wie den Echten Buntbock, den wir bei der Mokuti Lodge sehen sowie Wasserböcke, Buschböcke und (auch in Etosha vorkommende) Elands.
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