Im Kreml hatte unsere Reiseführerin uns empfohlen, vom Tolstoj-Museum mit dem Trolleybus bis zum Neujungfrauenkloster zu fahren. Oh, wie gut hätten wir daran getan, darauf zu hören. Aus dem Glauben heraus, dass die Moskowiter in der Regel wohl fußfaul sind, aber auch, weil wir vor dem Besuch des Klosters noch Geld am Automaten holen wollen,
legen wir die Strecke aber zu Fuß zurück. Woher sollten wir wissen, dass es zwei Kilometer bis zum Kloster sind, ohne dass wir auch nur an einem Geldautomaten vorbeikommen? Einzig Zigaretten-, Telefonkarten- und sogar Pfandautomaten für Dosen und Flaschen sehen wir.
Als Quittung sind wir bei der Ankunft im Kloster einmal öfter geschlaucht. Zum Glück aber gibt es hier reichlich Bänke. So also machen wir es uns erstmal zwischen den Nonnenzellen und dem Refektorium gemütlich und genießen unseren Reiseproviant.
Sind wir zunächst noch von einigen anderen Besucher umgeben, können wir bald beobachten, wie sich der Platz leert und die Leute in den Gottesdienst im Refektorium gehen.
Schließlich raffen auch wir uns wieder auf und besichtigen das Neujungfrauenkloster. Sehr schön finden wir, dass die ganze Anlage durch eine hohe Mauer umschlossen ist. Kein Wunder, dass das Neujungfrauenkloster als die schönste Klosteranlage in Moskau gilt.
Auch sie geht auf den Sieg einer militärischen Auseinandersetzung zurück:
Wassilij III., der Vater von Iwan dem Schrecklichen, gründete das Kloster 1524, nachdem er das von Litauern besetzte Smolensk befreit hatte. Aus unserem Reiseführer erfahren wir, dass der Name des Klosters wohl auf einen Markt zurückgeht, auf dem Tataren junge russische Mädchen (dewitzy) für muslimische Harems gekauft hatten. Der Begriff »Dewitzy« kann im Russischen sowohl Mädchen als auch Jungfrau bedeuten.
Eigentlich wollten wir ja noch den Klosterfriedhof besichtigen. Denn hier liegen unter anderem die sterblichen Überreste von Chruschtschow, Gorbatschowa und Gogol. Weil der Durchgang vom Kloster zum Friedhof,
das Mariä-Schutz-Tor, wegen Renovierungsarbeiten gesperrt ist und wir ja noch weiter nach Zarizyno wollen, verzichten wir vor Ort aber darauf und gehen stattdessen zur nächsten Metro-Station (Sportiwnaja).
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