Ab Chitcani trennen uns gut 16 Kilometer von der großen Bender-Brücke auf die östliche Seite des Dnister. Dort befinden wir uns schon fast in Tiraspol. Angesichts der dichten, grünen Landschaft macht es allerdings nicht den Anschein, als befände sich die Hauptstadt Transnistriens gleich um die Ecke. Stattdessen mäandriert der Dnister hier in engen Kurven an Tiraspol vorbei.
So bleibt uns selbst der Blick auf die Brücke verwehrt, die sich gerade mal 500 Meter vom Fähranleger entfernt befindet, welchen Andrej über eine Naturpiste ansteuert. Wir nutzen die Fähre Tiraspol. Was nostalgisch klingt, hat einen handfesten Grund: Die Brücke ist den Dorfbewohnern vorbehalten, welche rechts vom Dnister leben und hin und wieder Stadtluft schnuppern wollen.
Vor Ort erfahren wir, dass auch schwerere Fahrzeuge die Brücke nicht nutzen dürfen. Die Konstruktion solle geschont werden. Sollten sich hinter dem Fahrverbot für Auswärtige und Laster tatsächlich statische Gründe verbergen, nehmen wir gerne die Fähre. Wobei... auch bei dieser sollte man besser ein Auge zudrücken. Im Zweifelsfall ist das Ufer nicht allzu weit, die Strömung eher träge.
Bevor wir übersetzen können, sehen wir sie ablegen und einen westeuropäisch wirkenden Mittelklassewagen hinüberbringen. Auch wenn mindestens vier Autos auf der Fähre Platz fänden, scheint es, als wenn die Fahrzeuge lieber einzeln über den Fluss transportiert werden. Aber vielleicht begegnet man somit auch nur der sonst drohenden Langeweile der Fährfahrer.
Leerfahrten hingegen werden gemieden. So verschwinden die Fährfahrer auf der anderen Seite des Dnister gleich nach dem Anlegen im Schatten hochgewachsener Weiden. Damit gelingt es ihnen zum bereits zweiten Mal, uns zu entschleunigen.
Es ist eine schöne Gelegenheit, sich am Fähranleger die Füße zu vertreten. Wir beobachten die Schwalben und lauschen dem in Transnistrien wie auch in Moldau allgegenwärtigen Kuckuck, der aus dem Wald ruft.
Wenig später kommt drüben Bewegung auf. Eine blaue Klapperkiste erscheint am Ufer. Unsere Wartezeit hält sich also in Grenzen. Das russische Auto, das uns mit der rostigen Fähre entgegenkommt, wirkt authentisch.
Doch laut Andrej ist es wegen mangelnder Qualität kein sehr beliebtes Modell. Ja, glücklich ist, wer einen japanischen SUV fahren kann. Den werden sich in Transnistrien aber die wenigsten Einwohner leisten können.
Sowie wir alle an Bord sind, beeindrucken uns die Fährfahrer, wie sie mit den schweren Ketten hantieren und die Fähre vom Anleger lösen. Entlang eines Stahlseils werden wir auf die andere Seite des Dnister gezogen. Dort wird die Fähre mit den Ketten an den Pollern wieder festgezurrt. Wir hatten bei unserer Hausboottour auf dem Canal du Midi schon mit richtigen Seilen Probleme, diese richtig zu knoten. Hier geschieht dies mit dicken Ketten. Ich will nicht wissen, wie viele Finger diese schon auf dem Gewissen haben. Wir indes kommen gut auf der Ostseite des Dnister an und stehen kurz darauf vor der ersten Sehenswürdigkeit von Tiraspol. Es ist ein Denkmal, welch Überraschung!
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