Stadtrundgang und Sehenswürdigkeiten in Chisinau

Chişinău ist die Hauptstadt der Republik Moldawien oder kurz Moldau. Verglichen mit den anderen Hauptstädten Europas ist sie ein dankbares Ziel für eine ruhige Städtereise. Vor Ort begeistert der Wechsel von riesigen Wohnblöcken aus der Sowjetzeit zu Relikten aus der Gründerzeit. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählt der Kathedralenpark mit dem Triumphbogen und der neoklassizistischen Kathedrale der Geburt des Herrn. Daran vorbei führt der Boulevard Ştefan cel Mare Central. Er trägt den Namen des Prinzen, der sich der osmanischen Herrschaft widersetzte.

Anreise mit dem Taxi ab dem Flughafen

Unser Taxifahrer in der Hauptstadt Chisinau entschuldigt sich für sein schlechtes Englisch. Das hindert ihn jedoch nicht, den Reiseführer zu mimen. Auf der vierspurigen R2 kommen wir am Botanischen Garten vorbei und nähern uns der Innenstadt. Stolz erklärt er, dass wir auf das »Tor von Kisinev« zufahren. Dieses wird von zwei monströsen Plattenbauten gebildet, welche ein überdimensioniertes Stadttor darstellen sollen.

Einst war es als Fortschrittssymbol gedacht und sollte die Ankommenden in der Stadt Willkommen heißen. Doch an der Bausubstanz der 1960er Jahre nagt unerbittlich der Zahn der Zeit. Je näher wir dem Tor sind, desto deutlicher wird das Ausmaß der Schäden. In einer der Tor-Wohnungen wohnen? Bitte nicht. Gleiches gilt für die nachfolgenden Plattenbauten, die den Charme von Dresden nach der Wende besitzen.

Auf dem weiteren Weg zur Stadtmitte von Chisinau werden die Zeugen aus der Sowjetzeit niedriger. Fröhlich erklärt der Fahrer, dass wir in das »Zentrum vom Zentrum vom Zentrum« fahren. Prima, denn genau dort steht unser Hotel. An der Kreuzung der Strada Alexandru cel Bun mit der Strada Eugen Doga nimmt uns der Hotelwachmann in Empfang.

Denn hier ist Schluss mit Fahren. Und irgendwer muss schließlich unseren Koffer schleppen. Das City Park Hotel befindet sich also in einer Fußgängerzone. Wir laufen die letzten Meter, checken schnell ein, ziehen uns nur geschwind um und brechen auch schon wieder auf. Denn 33°C und Sonnenschein muss man ausnutzen.

Matrjoschkas und Co auf dem Kunstgewerbemarkt

Kurz vor unserer Ankunft hatten wir einen kleinen Markt gesehen. Da es inzwischen drei Uhr ist, fürchten wir, dass dieser bald schließt und die Stände abgebaut werden. Deswegen ist er auch unser erstes Ziel. Durch den Kathedralenpark gelangen wir zum Boulevard Stefan cel Mare und stellen fest, dass auch Chișinău dem typischen europäischen Altstadtbild gleicht: Klassizistische Architektur wird von modernen Glasbauten überragt. Auch die üblichen Markenläden und Fastfood-Ketten haben sich hier längst breit gemacht und die am meisten Profit versprechenden Standorte gesichert.

Zwischen dem Nationaltheater und dem Orgelsaalgebäude erreichen wir den kleinen, aber netten Kunstgewerbemarkt. Im Schatten hoher Bäume geht es ruhig zu. Der Markt ist mit Matrjoschkas und Co teilweise für Touristen ausgelegt. Wären von denen mehr anwesend, stünde der Platz Havannas Büchermarkt auf dem Plaza de Armas in Nichts nach. Außer den Verkäufern sehen wir jedoch nur wenige Menschen. Es ist einfach zu warm. So treibt die Hitze auch uns bald in den angrenzenden Central Pub. Erst einmal einen Cappuccino und eine kühle Limonade trinken. Danach bleibt immer noch genug Zeit, den Stadtrundgang fortzusetzen.

Boulevard Stefan cel Mare und historischer Stadtpark

Wir folgen dem Boulevard Stefan cel Mare zum Historischen Stadtpark von Chisinau. Am Eingang erinnert ein Denkmal an den von den Moldauern am meisten verehrten Herrscher des Fürstentums Moldau. Stefan cel Mare, der Große und Heilige, ist bis dato der unangefochtene Nationalheld Nummer eins. Er ist der Cousin von Vlad III. Tepes Draculea.

Doch trotz der engen Verwandtschaft zu »Dracula« besaß Stefan Menschlichkeit. Etwas militärisches Glück dazu verhalf ihm dies ab 1457 zu einer langen Regierungszeit. Als Folge ist in so ziemlich jedem Ort Moldawiens ein Stefan cel Mare-Denkmal zu finden und ziert sein Abbild die Vorderseite des Moldauischen Leu.

Schatten spendende Bäume im Stadtpark

Gleich hinter dem Denkmal betreten wir eine der ältesten Parkanlagen des Landes. Der sieben Hektar große Stadtpark ist in einem strengen Grundriss aufgeteilt. Im Schatten spendenden Baumbestand stehen einige Exemplare, die weit über 100 Jahre alt sind. Alexander Puschkin hatte den Park bereits seinerzeit gerne und oft besucht. Auch ihm wurde hier ein Denkmal errichtet. Auffallend in dem Park sind außerdem einige aufwendig bepflanzte Blumenbeete, die bei unserem Rundgang Anfang Mai noch recht frisch sind. In einem Monat blüht es hier sicher ganz herrlich.

So viel grüne Natur lockt natürlich die Stadtbewohner an, die hier zum Plausch und zum entspannten Verweilen vorbeikommen. Einige betätigen sich sportlich. Als uns jedoch ein Radfahrer mit dem Rad-Trikot der Privatbrauerei Waldhaus aus dem Südschwarzwald entgegenkommt, sind wir dann doch erstaunt. Gerne hätten wir ihn angehalten und darauf angesprochen. Aber als Fußgänger gegenüber einem durchtrainierten Rad(renn)fahrer? Da bist du chancenlos ...

Wichtigste Verkehrsader der Hauptstadt

Der nach dem Nationalhelden benannte Boulevard Stefan cel Mare bildet die wichtigste Verkehrsader der Innenstadt von Chișinău. Auf vier Spuren fließt der Verkehr in beide Richtungen, während die Straßen rund um den Boulevard im rechtwinkligen Grundriss sowie im Einbahnstraßensystem angeordnet sind. Entlang einer drei Kilometer langen Strecke reihen sich die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt auf, womit sie gut zu Fuß zu erreichen sind.

Wir spazieren durch den nordwestlichen Teil des Boulevards mit dem Regierungsviertel der Stadt. Der Präsidentenpalast mit seiner weißen Fassade und den schwarzen Fenstern ist das letzte Repräsentationsgebäude der Sowjetzeit. Der Bau wurde 1990, ein Jahr vor der völkerrechtlichen Auflösung der UdSSR, fertiggestellt. Mit dem Ende der Sowjetunion erklärte sich auch die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik für unabhängig. Gegenüber dem Palast befindet sich das Parlament.

Hier drangen 2009 die Regierungsgegner mit angeblicher Unterstützung von Präsident Vladimir Voronin in die Gebäude ein. Acht Jahre zuvor war die Kommunistische Partei unter Vororin mit absoluter Mehrheit bei den Wählerstimmen sowie mit zwei Drittel Mehrheit der Mandate an die Macht gekommen. Bei einer Wiederholung der Wahl von 2009 gelang es den Oppositionsparteien, gemeinsam die Mehrheit zu erreichen und eine westlich orientierte Regierung zu bilden.

Verklärungskathedrale | Biserica Schimbarea la Faţă a Mântuitorului

Das nächste auffallende Bauwerk entlang dem Boulevard ist die Verklärungskathedrale oder auch Biserica Schimbarea la Faţă a Mântuitorului. Moldawien ist stark von der orthodoxen Kirche geprägt. Schätzungen gehen von 95 Prozent orthodoxen Christen aus.

Im Sonnenlicht glitzernde Golddächer und Zwiebeltürmchen sind typische Baumerkmale orthodoxer Kirchen. Einige Gotteshäuser sind aber auch schlichter gehalten. Brav bedecken sich die Frauen ihr Haar mit einem Kopftuch. Und als Gäste sind wir in den Kirchen immer willkommen.

Es wundert uns kaum, dass der Priester in der Verklärungskathedrale sein Weihrauchfass schwenkt und auch uns mit angenehmen Duft einnebelt. Vom Hintergrund schallt uns der Kirchengesang eines Frauenchors entgegen. Zu unserer Überraschung stammt die Musik nicht etwa aus der Dose, sondern trällern die Frauen von der Chorempore auf uns herab. Und das um diese Zeit und ganz ohne Gottesdienst, sehr schön.

Einen Steinwurf weiter kommen wir zur Nikolaikirche. Sie war einst die Kapelle des städtischen Krankenhauses und trägt anstelle von Kuppeln ein spitzes Dach. Auch hier hören wir Gesang aus der Türe klingen, verzichten aber auf einen weiteren Kirchenbesuch. So gehen wir langsam zurück, am eher unauffälligen Opernhaus vorbei zum Kathedralenplatz.

Parcul Catedralei, der Kathedralenplatz

Gefühlt bildet der Parcul Catedralei, der Kathedralenplatz und das Stadtwäldchen das Zentrum von Chișinău. Von hier aus finden Besucher in alle Richtungen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dass unsere Spaziergänge dort beginnen, liegt aber hauptsächlich daran, dass die Strada Eugen Doga mit dem City Park Hotel auf der Nordostseite des Platzes endet. Durch die Nähe zu unserem Hotel ist der Parcul Catedralei aber auch ein Ort, an dem wir gerne auf einer Parkbank verweilen, die Leute beobachten und mit so manch einem von ihnen sogar ins Gespräch kommen.

Die herausragende Stellung des Kathedralenplatzes von Chișinău lässt sich am Boulevard Stefan cel Mare erkennen, der hier breiter als sonst in der Stadt ist. Während unseres Aufenthalts sind die Vorbereitungen für die Feiertage am 8. und 9. Mai im vollen Gange. Mit der Feier gedenken die Moldauer der Opfer des Zweiten Weltkriegs und ehren den Tag des Sieges über den Faschismus. Denn der Parcul Catedralei bietet auch die Kulisse für sämtliche Volksfeste.

Glockenturm und Auferstehungskirche

Gegliedert wird der Platz durch eine Achse von Bauwerken, beginnend mit einem Triumphbogen, der ein symbolisches Tor zum Kathedralenbereich bildet. Ihm folgt ein vorgelagerter Glockenturm, eine goldene Kugel und schließlich die Auferstehungskathedrale. Der im Empirestil erbaute Triumphbogen soll an Russlands Sieg über das Osmanische Reich erinnern.

Trotz des Glockenturms hängt die größte Glocke in dem wuchtigen Kubus des Bogens. Die sechs Tonnen schwere Glocke wurde aus, im Jahr 1812 erbeuteten türkischen Kanonen gegossen. Sie hätte die Statik des Turms wohl in die Knie gezwungen. Im Vergleich zu einigen anderen Kirchen der Stadt wirkt die Auferstehungskathedrale relativ schlicht. Streng klassizistische Formen mit dorischen Säulen prägen die vier identischen Außenseiten.

Die im Durchmesser 13 Meter große Mittelkuppel besitzt weder Gold noch Glitzer, sondern ist im ebenfalls schlichten schwarz gehalten. Allein die zentrale Lage und das parkähnliche Stadtwäldchen haben die Kathedrale wie auch das gesamte Bauwerksensemble zum Wahrzeichen von Chisinau gemacht.

Fußgängerzone Strada Eugen Doga

Am ersten Tag in Moldawien belassen wir es bei einem kurzen Spaziergang. Es ist Zeit fürs Abendessen. Und in der Strada Eugen Doga sind wir dafür genau richtig. Denn gegenüber unserem Hotel locken einige Restaurants mit verschiedener internationaler Küche. Da die Strada Eugen Doga als Fußgängerzone ausgebaut ist – die bislang einzige übrigens in Chisinau – ist es hier angenehm ruhig und perfekt, um Leute zu beobachten. So lockt das idyllische Ambiente der Straße Brautpaare an, die wir bereits mittags beim Fotoshooting beobachten konnten.

In der Strada Eugen Doga befindet sich zudem der Jüdische Campus. Beim sogenannten KEDEM sind Kulturzentrum, die Wohltätigkeitsorganisation für Senioren und der Jugendclub untergebracht. Um die Menora zu finden, welche die unscheinbare Synagoge ziert, muss man allerdings genau hinschauen. Da die blauen Türen verschlossen und wenig einladend wirken, verzichten wir auf einen Besuch. Lieber genießen wir Pizza und die spezielle moldawische Limonade, die wir mit Freude überall dort probieren, wo sie angeboten wird.

Nach dem Essen bleibt uns genügend Zeit, um uns nochmals die Beine zu vertreten. Der abendliche Spaziergang führt uns entlang der, mit Zwergbäumen gesäumten Promenade zwischen den Fahrstreifen des Bulevardul Grigore Vieru. Auf der Strecke kommen wir am Denkmal für den leninistischen Komsomol vorbei. Komsomol war früher die Nachwuchsorganisation der kommunistischen Partei Russlands.

Es ist schon irgendwie seltsam, in einer modernen Stadt wie Chișinău auf solche Denkmäler zu stoßen. Wenig schlüssig ist uns auch das Denkmal für die moldawischen Olympioniken, das 1999 aufgestellt wurde. Hat es drei Jahre gedauert, um einen Stein für eine Silber- und eine Bronzemedaille zu klopfen? Egal, für den Auftakt haben wir schon viel gesehen und hat sich unser Bild von Moldawien bereits in diesen paar Stunden deutlich gewandelt.

Straße zum 31 August 1989

Am ersten ganzen Tag in Moldawien lassen wir uns Zeit mit dem Frühstück. Auf unserem Programm steht zwar ein großer Stadtrundgang durch Chisinau mit der Straße zum 31 August 1989.

Doch im Mai sind die Tage lang genug für all das, was die Stadt zu bieten hat. Und ein paar Sachen haben wir schon in den Stunden nach unserer Ankunft in Chisinau gesehen. Also los!

Am Kathedralenplatz vorbei erreichen wir bald wieder auf dem Boulevard Stefan cel Mare, den wir auch diesmal ein Stück entlang schlendern. Am frühen Morgen wird das historische Rathaus wunderschön von der Sonne angestrahlt. Wie bei uns daheim wirkt das Rathaus am Sonntag natürlich unbelebt. Jedoch ist der benachbarte Kunstgewerbemarkt bereits wieder beim Aufbauen. Märkte und Läden sind in Chisinau täglich und das ganze Jahr über geöffnet. Hier muss keiner hungern oder frieren, weil er vor verschlossenen Türen steht.

Pantelimonkirche

Bald jedoch verlassen wir den Boulevard und gehen langsam in die parallelen Gassen. An einer Kreuzung erreichen wir dort die Pantelimonkirche. Das im neobyzantinischer Architektur errichtete Gotteshaus zählt zu den schönsten Kirchen der Stadt. Sonntags freilich finden dort Gottesdienste statt. Allein deshalb sehen wir von einer Besichtigung ab. Denn orthodoxe Gottesdienste können durchaus einige Zeit dauern. Am Eingang lümmeln einige Bettler herum und hoffen auf milde Gaben. Anders als erwartet ist dies jedoch kein typisches Bild für Moldawien.

In der nahen Blauen Kathedrale wird ebenfalls ein Gottesdienst stattfinden. Dennoch unternehmen wir einen Abstecher dorthin. Diesmal stehen wir vor einem eklektizistischen Bau mit unpassend blauen Dächern. Auf einer LED-Wand wird der Gottesdienst nach außen projiziert. Fragt sich für wen? Der gesamte Platz ist wie leergefegt. Einzig ein junger Polizist bewacht strengen Blicks den Eingang zur Kirche von der gegenüberliegenden Straßenseite aus.

Aber gut, ein sonntäglicher Kirchenbesuch macht natürlich nur dann Sinn, wenn man auch an der Messe teilhaben will. Wir spazieren also entlang der Straße zum 31 August 1989. Hier ist es einiges ruhiger als auf dem Boulevard und die Baumallee wirkt mit dem frischen Grün richtig idyllisch. Der Straßenzug erinnert uns stark an das Greenwich Village von New York. Hier können es sich auch Privatleute leisten, ein Restaurant oder einen kleinen Laden zu eröffnen und zu betreiben.

Ein Kampfjet im Militärmuseum

In dieser Straße befindet sich auch das Militärmuseum von Chisinau. Auf uns wirkt es etwa befremdlich, mitten in der Stadt auf einen Kampfjet und Militärfahrzeuge zu stoßen. Wir überlegen, ob wir uns für einen Besuch etwas Zeit nehmen sollen.

Nach kurzem Zögern verschieben wir dies auf den Nachmittag, wenn wir unsere Runde abgeschlossen haben. Jetzt ist die Temperatur noch angenehm zum Laufen, was sich ab dem Mittag sicher noch ändern wird.

Eine Handvoll Züge am Bahnhof

Unser nächstes Ziel ist der Bahnhof Chisinau. Um auf den richtigen Weg zu kommen, kehren wir auf den Boulevard Stefan cel Mare zurück. Allmählich verlassen wir die Altstadt von Chisinau und sind bald umgeben von Plattenbauten aus der sozialistischen Ära. Laute Musik und viele Leute locken uns zum UNIC-Gebäude, dem Zentralkaufhaus.

Flugblätter informieren auf Russisch über das Anliegen der Leute. Ihre Beweggründe bleiben uns also unbekannt. Der ausgediente Brunnen vor dem Kaufhaus dient jetzt als Bühne, wo Kinder auf Salsa-Rhythmen tanzen. Eine schöne Sache, doch allzu bald werden sie von einer jammernden und heulenden Oma abgelöst.

Platz der Vereinten Nationen und das Denkmal der Befreiung

Passend zur Veranstaltung erreichen wir kurz darauf den Platz der Vereinten Nationen. Mit wallendem Kleid und wehendem Haar triumphiert dort eine Frau als Denkmal der Befreiung. Ein Sowjetsoldat mit Schwert steht ihr schützend bei. Wir indes trauen uns schutzlos in die Fußgängerunterführung, um den breiten Boulevard zu queren. Unheimlich, vergammelt und kaputt – an solch einem unterirdischen Ort rechnet man eigentlich mit Gangstern. Doch nur die wenigsten Touristen werden sich hierher verirren. Somit gibt es hier normalerweise auch nichts zu holen.

Obwohl das Bahnhofsviertel ärmlich wirkt, führt uns der Weg zu einem prunkvollen Brunnen vor dem Bahnhofsgebäude mit den orientalischen Bögen. Natürlich braucht es auch auf solch einem Platz ein Denkmal. Dieses erinnert an die Opfer des Kommunismus.

Doch das Hauptaugenmerk liegt auf dem 1888 erbauten Gebäude, welches den vorherigen Holzbau ablöste. Die Stadt erhielt ein repräsentatives steinernes Bahnhofsgebäude, mit hübschen Läden, beliebten Cafés und einladend gestalteten Warteräume.

Wiederaufbau des Bahnhofs mit Deutschen Kriegsgefangenen

Deutsche Kriegsgefangene wurden nach dem Krieg für den Wiederaufbau herangezogen. Aus dieser Zeit stammt zum Beispiel die prunkvolle Fassade. Eine der wichtigsten Zugverbindungen war früher die Linie über Tiraspol nach Odessa.

Mit dem von Russland angeheizten Transnistrien-Konflikt erlitt der Schienenverkehr jedoch seinen bislang stärksten Einbruch. Als eine Folge fristet der Hauptstadtbahnhof bis dato ein eher bedeutungsloses Dasein für Einheimische wie auch Touristen.

Ein Besuch lohnt sich trotzdem. Durch den orientalischen Torbogen betreten wir das blitzblank saubere Gebäude. Bis auf zwei Putzfrauen herrscht im Innern gähnende Leere. Gleiches gilt für den Schalter zum Ticketverkauf. Unbehelligt spazieren wir durch die majestätische Halle. An der Bahnhofstafel sind nur eine Handvoll Züge aufgelistet. Mehr gibt es heute nicht. Und drei der fünf Verbindungen haben Moskau als Ziel. Vom Parterre führen steinerne Treppen in den oberen Stock mit den Ruhe- oder auch Schlafräumen. Anscheinend braucht es solche Einrichtungen, wenn man hier auf den nächsten Zug warten will oder sogar muss.

Wir steigen nach oben und sind überrascht über die Menge an Topfpflanzen. Liebevoll gepflegt, nehmen sie weite Teile der Etage in Anspruch. Überrascht, aber auch erfreut von diesem Kleinod schlendern wir durch die Gänge und Säle, bis … ja bis eine uniformierte Wachfrau auftaucht. Als sie uns anspricht, verstehen wir natürlich kein Wort. Ein rumänisch-strenges »jos« und ihr Fingerzeig nach unten sind jedoch unmissverständlich. Wir sollten zusehen, dass wir wieder runter ins Erdgeschoss gelangen.

Lachend, ausgelöst durch ihren klischeehaften Tonfall, aber hoffentlich nicht beleidigend trollen wir uns. Freundlicher begegnen uns die Wachmänner. Sie kauern am leeren Bahnsteig und vertreiben sich mit Schwatzen die Zeit. Nur einer sitzt einsam am Eingang zu den Gleisen und kontrolliert, ob auch alle Bahnhofsbesucher ein gültiges Ticket bei sich tragen. Hatten wir uns vorhin durchgeschmuggelt? Egal, wir haben ihn gesehen, den wohl seltsamsten, womöglich aber auch saubersten Hauptstadtbahnhof überhaupt.

Ciufleakathedrale und ihr Gold funkelndes Dach

Inzwischen sind wir quer durch Chisinau gelatscht und schon einige Zeit unterwegs. So fassen wir den Plan, an der Ciufleakathedrale vorbei zum Heldenpark zu laufen und dort ein nettes Café zu finden. Zumal die mehrspurigen Straßen und der Verkehrslärm im Bahnhofsviertel allmählich an die Substanz gehen. Wir suchen Ruhe. Doch auch die Ciufleakathedrale befindet sich an einer verkehrsträchtigen Straße. Ihr Gold funkelndes Dach ist jedoch schon von der Ferne aus zu sehen.

Mit seinen hübschen Zwiebeltürmchen erinnert der Bau an die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Obwohl es schon auf den Mittag zugeht, wird noch immer Gottesdienst gehalten. Allerdings wirken die Leute auf dem Kirchplatz, als befänden sie sich bei einem Sonntagsausflug. Wer will es ihnen verdenken? Trotz der Stehplätze ist es im Innenraum der Kirche eh zu eng für die vielen Menschen. So genießen sie draußen einfach das schöne Wetter.

Auf Umwegen zum Heldenpark

Wir gehen weiter Richtung Heldenpark. Das denken wir zumindest. Denn irgendwie haben wir vergessen, Ersatzbatterien mitzunehmen. Unser Wandernavi verabschiedet sich bis auf Weiteres. Na toll! Doch bisher haben wir immer alles auch so gut gefunden.

Laut dem Plan in meinen Erinnerungen müssten wir uns bereits auf der Straße zum Park befinden. Eine recht lange Brücke führt über ein wunderbar grünes Tal. Von dort sehe ich in der Ferne das Heldendenkmal, leider aber in einer ganz anderen Richtung. Nur, wie kommen wir nun dorthin?

Einkaufszentrum MallDova

Am anderen Ende der Brücke befindet sich die MallDova, ein großes und modernes Einkaufszentrum. Hier müsste es Batterien geben. Wir machen einen Abstecher in den westlichen Einkaufstempel und finden tatsächlich den richtigen Laden. Wie befürchtet haben wir irgendwo einen falschen Abzweig erwischt und sind von unserer geplanten Route abgekommen.

Über die Brücke würden wir wieder auf die richtige Straße treffen. Als Alternative dazu führt ein Trampelpfad durch das grüne Gartental. Ob wir uns das trauen? Na ja, wir sind auch durch die unheimliche Unterführung beim Platz der Vereinten Nationen geschlichen. Im Vergleich dazu wirkt es hier weniger bedrohlich.

So finden wir, zwar über Umwege, aber doch noch zum Heldenpark von Chișinău. Das einzige, was uns dort zum Glück fehlt, ist ein schönes Café. Denn inzwischen ist es ganz schön heiß in der Stadt geworden und würden wir gerne etwas Kühles trinken. Vorerst muss also das Wasser im Rucksack genügen. Die schon von Weitem gut zu sehende Pyramide wird aus fünf stilisierten Gewehren gebildet.

Darunter brennt die »Ewige Flamme«. Gewidmet ist die Gedenkstätte den Soldaten der Roten Armee, welche bei der Großoffensive »Operation Jassy-Kischinew« während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben gaben. 1992 wurde eine zweite Gedenkstätte für die Opfer des Transnistrien-Konflikts ergänzt.

Zentralfriedhof

Noch innerhalb vom Heldenpark gönnen wir uns im Schatten der Bäume eine kurze Pause. Danach wollten wir eigentlich wieder zurück zum Boulevard Stefan cel Mare laufen und dort die Märkte besuchen. Doch der Heldenpark geht direkt in den Zentralfriedhof der Stadt über, womit wir diesen natürlich ebenfalls besuchen. Der Zugang erfolgt über die Soldatengräber, bei denen eines dem anderen gleicht. Auch ihnen ist ein Monument gesetzt. Diesmal finden wir sogar eine deutsche Inschrift.

Die parkähnliche Anlage des armenischen Friedhofs

Wir spazieren durch die große, parkähnliche Anlage des armenischen Friedhofs. Teilweise sind die Gräber stark verwildert. Die meisten Gräber sind von niedrigen Gartenzäunen umgeben. Und zum Verweilen auf den Gräbern sind Tischlein und Sitzbänke aufgestellt. Manche bestehen nur aus einfachen Blechkonstruktionen.

Bei den Grabstellen wohlhabender Familien entdecken wir aber auch Sitzgelegenheiten, welche aus demselben Stein wie der Grabstein gefertigt wurden. Dort sitzen dann die Verwandten zum Klatsch und Tratsch. Oder es sind die Verstorbenen, die nachts über den Friedhof geistern und dort Platz nehmen. Immerhin ist Dracula kein Unbekannter in dieser Gegend.

Seit einigen Jahren muss es außerdem eine neue Technik geben, die es erlaubt, kunstvolle Bilder und Porträts der Verstorbenen in den polierten Stein zu fräsen. Wer es sich leisten kann, lässt sich in Moldawien ein Familiengrab erstellen, welches nach und nach mit weiteren Bildern ergänzt wird.

Der Friedhof ist riesig. Trotzdem ist ein Begräbnis inzwischen nur noch verdienstvollen Persönlichkeiten und ihren engsten Verwandten vorbehalten. Wer hier beerdigt werden darf, entscheiden die staatlichen Behörden. Doch für moldauische Omas ist der Friedhof offensichtlich ein beliebter Treffpunkt.

Chinkali und die Piata Centrala

Eigentlich hatten wir uns auf einen längeren Rückweg entlang der breiten Straßen vom Heldenpark zum Boulevard Stefan cel Mare eingestellt. Durch unseren Abstecher quer durch den Zentralfriedhof bis zum nördlichen Ausgang können wir entlang der Strada Armeneasca schnurstracks zum Boulevard laufen. Die Straße ist ruhig und beschaulich.

Zudem fällt uns auf dem Weg zur Piata Centrala einer der vielen Lieferwagen mit deutscher Aufschrift auf. Wenn bei uns die ausrangierten Fahrzeuge billig abgegeben werden, kann damit in der Republik Moldau immer noch Geld verdient werden. Egal, ob Fliesenleger, Obsterzeuger oder gar die Feuerwehr, hier findet man die Fahrzeuge mitsamt der alten Aufschrift wieder.

Chinkali - leckere Teigtaschen beim Georgier Tbilise

Was uns nach wie vor fehlt, ist ein Café, indem wir uns etwas ausruhen können. Spätestens beim Boulevard werden wir hoffentlich ein nettes Plätzchen finden. Doch dort stört uns der Verkehrslärm. Als wir auf eine Fußgängerampel zusteuern, fällt uns jedoch ein Gang zu einem Gartenrestaurant auf. Dort betreibt der Georgier Tbilise sein Restaurant mit einem sehr einladenden Garten.

Die für uns unverständliche Karte ist mit Appetit machenden Bildern bestückt. So finden wir Chinkali – also leckere Teigtaschen mit Hackfleisch, wie wir sie von unserer Nachbarin kennen. Prima, wir sind kulinarisch bestens versorgt und können nebenher eine Hochzeitsgesellschaft beobachten, die allmählich bei ihrer Party-Location eintrudelt.

Entlang des Boulevards selbst reihen sich heute verschiedenste Geschäfte aneinander. Hier haben sich sämtliche wichtige Marken niedergelassen, wie wir sie auch von anderen Städten kennen. Bleibt die Frage, ob sich die Moldauer solche Markenwaren leisten können? Ein paar von ihnen sicherlich. Immerhin fährt hier eine gute Zahl an luxuriösen SUVs durch die Stadt. Doch die Mehrheit der Bevölkerung muss schauen, wie sie über die Runden kommt. Als Folge hält sich das Menschenaufkommen auf dem Boulevard in eher überschaubaren Dimensionen.

Auf dem größten Trödel- und Klamottenmarkt Moldaus

Versteckt in der Parallelstraße, hinter den Häuserreihen des Boulevards, findet der eigentliche Konsum der Hauptstadt Chisinau statt. Die Piata Centrala ist der größte und meist frequentierte Lebensmittel-, Trödel und Klamottenmarkt Moldaus. Der Eingang zum Marktgeschehen wird von einem grünen Eingangstor überspannt.

Ab hier gilt es, die Taschen immer im Auge zu behalten. Denn es herrscht teilweise dichtes Gedränge in den engen Marktgassen. Das Gemüse wird dafür schön und ordentlich gestapelt. Es riecht nach sauer eingelegten Karotten-, weiße Rüben- und Kohlsalaten, die uns zum Probieren feilgeboten werden. An anderer Stelle gibt es Kekse, Kuchen und lecker aussehendes Brot.

Während der Lebensmittelmarkt einen guten Eindruck auf uns macht, wandeln sich die Drogerie- und Haushaltswaren zu einem Ramschmarkt. Wer einen Gasherd oder Lampen mit größerer Lebensdauer will, sollte woanders suchen. Auch die Klamotten sind weniger nach westlichem Chic.

Wohl aber entdecken wir hier die blau-weiß gestreiften Blusen, welche bei den jungen Mädchen zur Zeit der »günstige« und zugleich hübsche Renner sind. Zum hindurch schlendern ist der Markt lohnenswert, zumal wir nur selten angesprochen werden und uns keiner seine Ware aufzudrängen versucht.

Unser Abschluss im Central Pub in der Hauptstadt

Am Abend wird deutlich: Es war eine gute Idee, mehr von der Republik Moldau sehen zu wollen als nur die Hauptstadt Chisinau. Denn nach nur anderthalb Tagen in der Stadt haben wir auf unseren Spaziergängen so ziemlich alles gesehen. Und uns bleibt noch genügend Zeit, um abermals durch den Historischen Stadtpark zu schlendern. Es ist Sonntag, weshalb viele Familien sowohl hier als auch beim Kathedralenplatz ein Picknick auf der Wiese halten. Und auch wir merken, dass wir noch etwas mehr als die Chinkali von heute Mittag brauchen.

Zum Abschluss unseres Hauptstadtbesuchs kehren wir also nochmals in den Central Pub beim Kunstgewerbemarkt ein. Sogleich wird Lars in Beschlag genommen. Denn moldawische Gäste haben sich eine aufwendige Wasserpfeife gerichtet und mit Ananas und anderem Obst reich bestückt. Stolz präsentieren sie ihr Werk, und das muss natürlich fotografiert werden.

Wir indes sind verwundert, dass hier in Moldawien das Shisha-Rauchen zum gängigen Freizeitvergnügen gehört. Sehen wir hier die Berührungspunkte von Okzident und Orient, von welchem unser Reiseführer immer wieder schreibt? Mag schon sein, doch wir bleiben beim Mochito und genießen den Abend, bevor wir in unser Transnistrien-Abenteuer starten.

Stadtplan mit Sehenswürdigkeiten

Tipps für Stadtrundgänge

Stadtrundgang 1: kurze Runde ab dem Kathedralenplatz

Ab der Strada Eugen Doga zum Ausgangspunkt auf dem Kathedralenplatz im Stadtwäldchen. Stationen laut Stadtplan: Triumphbogen, Boulevard und Denkmal Stefan cel Mare, historischer Stadtpark mit dem Monument »Alexandr Pușkin«, zurück zum Boulevard und vorbei am Präsidentenpalast zur Verklärungskirche, weiter zur Nikolaikirche, Abstecher in die Strada Alexandru Lapusneanu, zurück entlang des Boulevards am historischen Rathaus vorbei bis zum Theaterplatz mit dem kleinen Kunst- und Trödelmarkt. Anschließend zurück zum Kathedralenplatz, wo der Spaziergang nach gut 6 km endet.

Spaziergang 2: Tagestour durch Chisinau

Ab dem Kathedralenplatz den Boulevard Stefan cel Mare überqueren, nach dem historischen Rathaus rechts zur Pantelimonkirche abbiegen, ab dort zunächst rechts in die Straße des 31. August 1989 abbiegen und zur Blauen Kathedrale (links) laufen. Anschließend der Straße des 31. August 1989 in entgegengesetzter Richtung bis zum Militärmuseum folgen, links zurück zum Boulevard und der Hauptverkehrsachse am Befreiungsdenkmal vorbei bis zum Bahnhof folgen. Anschließend zurück zum Befreiungsdenkmal und links zur Ciufleakathedrale abbiegen. Weiter der gleichnamigen Straße bis zum Boulevard Dacia, dort erst rechts in die Bukarest-Straße, dann links in die Tolstoy-Straße abbiegen. Wer wir den Abzweig verpasst, über die Brücke läuft und das große Einkaufszentrum vor sich sieht, kann durch die Schrebergärten laufen. Er trifft dann auf die Strada Ion Inculet, auf der es rechts zur Tolstoy-Straße geht. Der Tolstoy-Straße am Heldendenkmal vorbei in den Heldenpark folgen und weiter in nördliche Richtung durch den Zentralfriedhof laufen. Ab dem nördlichen Ende des Friedhofs führt uns die Armenische Straße zurück zum Boulevard Stefan cel Mare, wo wir rechts zur Piaţa Centrală und links zurück zum Kathedralenplatz finden. Mit dem Umherlaufen kommen bei diesem Spaziergang sicherlich 15 km zusammen.

Tipps für Hotels

City Park Hotel

Verglichen mit anderen europäischen Hauptstädten sind die Übernachtungen in Chisinau günstig. Für 10 bis 40 EUR bekommt man bereits ein Hotelzimmer im Zentrum. Doch ein bisschen Komfort wünschen auch wir und entscheiden uns für das City Park Hotel in der Fußgängerzone der Eugen-Doga-Straße. Schon mit der Ankunft wird deutlich, dass wir mit dem Hotel eine gute Wahl getroffen haben. Wir werden angenehm freundlich empfangen und bekommen ein schönes Eckzimmer mit Fenstern zu zwei Seiten. Dass der an sich leicht zu bedienende Zimmersafe nicht auf Anhieb funktioniert, kennen wir aus genügend anderen Hotels. Da kümmert sich das Personal drum.

Dafür passt der Rest der Einrichtung im recht großen Zimmer. Die Möbel sind neu und modern, das Bett bequem und alles ist tipptopp sauber. Die größere Seite unseres Zimmers geht in Richtung Fußgängerzone. Doch von den Restaurants bekommen wir im vierten Stock keinen Laut mit. Wir haben somit ein schön ruhiges Zimmer, was einen guten und erholsamen Schlaf verspricht. Und durch die zentrale Lage sind die Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß zu erreichen.

Das City Park Hotel wird auch gerne von Rundreisegruppen genutzt, was wir als keinen Nachteil empfinden. Aber die Veranstalter wollen wohl auch, dass ihre Gäste unbekümmert durch die Altstadt schlendern können. Und die ist ja hier direkt vor der Türe. Wir treffen eine holländische Gruppe am Morgen beim Frühstück.

Entgegen unserer Befürchtung bietet das Restaurant im Gewölbekeller genügend Platz auch für einen größeren Ansturm und finden wir ein gut sortiertes Büfett vor. Nachdem Lars etwas ungeschickt versucht, uns mit Kaffee und Orangensaft selbst zu versorgen, ist das nette Personal sofort zur Stelle und bekommen wir die Getränke an den Tisch gebracht. So starten wir gut versorgt und bestens gestärkt in den neuen Tag.

Hotel Vila Verde am Rande der Hauptstadt

Wer mit einem rumänischen Kennzeichen in Moldawien fährt, fällt auf. Leider, müssen wir gestehen. Denn bei der Rückfahrt von Hâncu werden wir das bereits das zweite mal an nur einem Tag von der Polizei gestoppt. Zum Glück hat auch dieser Polizist nichts zu beanstanden. Trotzdem raubt es Zeit und Nerven. Wir hoffen, dass sich diese Kontrollen auf die Umgebung der Hauptstadt Chisinau konzentrieren.

Doppelt geprüft kommen wir abends bzw. pünktlich zum Feierabendverkehr wieder bei der am Stadtrand gelegenen Vila Verde Chisinau an. Eigentlich hatten wir erwartet, bei den Klöstern Essen gehen zu können. Jetzt, wo wir es besser wissen, sind wir ganz schön hungrig. Das Hotel befindet sich im Krankenhaus-Viertel und somit abseits der Touristenpfade Moldawiens. Außerdem ein gutes Stück weg vom Zentrum.

Auch wenn der Vila Verde ein Restaurant angeschlossen ist, spazieren wir lieber noch ein Stück entlang der Strada Nicolae Testemițanu in Richtung Innenstadt. Dort finden wir zu David's Cafe mit netter Terrasse. Da es sich inzwischen empfindlich abgekühlt hat, werden wir fürsorglich in Decken gepackt. Das Essen ist einfach, aber günstig.

So lassen wir den Abend gemütlich ausklingen, eh wir zurück zum Hotel spazieren. Da wir nun einen Leihwagen haben und die Altstadt Chisinaus bereits abgeklappert ist, war uns bei der Wahl dieser Unterkunft eine verkehrsgünstige Lage mit Parkplatz wichtig. Beides bietet das Hotel Vila Verde.

Unser Zimmer ist herrlich groß. Es ist zwar weniger modern als das City Park Hotel, dafür haben wir zwei Räume und ein riesiges Bad. Und die Einrichtung ist sehr hochwertig, sodass man es gut mehrere Tage aushalten könnte. Doch wir bleiben nur eine Nacht, die trotz der vorbeiführenden Hauptstraße angenehm ruhig ist. Frühstück gehört natürlich auch dazu und beschert uns die nächste Überraschung.

Der Frühstücksraum entpuppt sich als großer Festsaal, den Familien für Hochzeiten, Taufen und sonstige Veranstaltungen buchen können. Runde Tische für zehn Personen, festlich, mit Hussen überzogene Stühle – und wir zwei ganz allein zwischen all dem Tinnef. Das Frühstückbüfett ist zu unserer Freude üppig bestückt. Denn auf dem Weg nach Balti besuchen wir einen Weinkeller und ein weiteres Kloster. Wer weiß, ob und wann es wieder was zu Beißen gibt.