Boulevard Stefan cel Mare

und Stefan cel Mare im Historischen Stadtpark

Wir folgen dem Boulevard Stefan cel Mare zum Historischen Stadtpark von Chisinau. Am Eingang erinnert ein Denkmal an den von den Moldauern am meisten verehrten Herrscher des Fürstentums Moldau. Stefan cel Mare, der Große und Heilige, ist bis dato der unangefochtene Nationalheld Nummer eins. Er ist der Cousin von Vlad III. Tepes Draculea.

Doch trotz der engen Verwandtschaft zu »Dracula« besaß Stefan Menschlichkeit. Etwas militärisches Glück dazu verhalf ihm dies ab 1457 zu einer langen Regierungszeit. Als Folge ist in so ziemlich jedem Ort Moldawiens ein Stefan cel Mare-Denkmal zu finden und ziert sein Abbild die Vorderseite des Moldauischen Leu.

Gleich hinter dem Denkmal betreten wir eine der ältesten Parkanlagen des Landes. Der sieben Hektar große Stadtpark ist in einem strengen Grundriss aufgeteilt. Im Schatten spendenden Baumbestand stehen einige Exemplare, die weit über 100 Jahre alt sind. Alexander Puschkin hatte den Park bereits seinerzeit gerne und oft besucht.

Auch ihm wurde hier ein Denkmal errichtet. Auffallend in dem Park sind außerdem einige aufwendig bepflanzte Blumenbeete, die bei unserem Rundgang Anfang Mai noch recht frisch sind. In einem Monat blüht es hier sicher ganz herrlich.

So viel grüne Natur (oder auch das im Park freie WiFi) lockt natürlich die Stadtbewohner an, die hier zum Plausch und zum entspannten Verweilen vorbeikommen. Einige betätigen sich sportlich.

Als uns jedoch ein Radfahrer mit dem Rad-Trikot der Privatbrauerei Waldhaus aus dem Südschwarzwald entgegenkommt, sind wir dann doch erstaunt. Gerne hätten wir ihn angehalten und darauf angesprochen. Aber als Fußgänger gegenüber einem durchtrainierten Rad(renn)fahrer? Da bist du chancenlos ...

die wichtigste Verkehrsader von Chișinău

Der nach dem Nationalhelden benannte Boulevard Stefan cel Mare bildet die wichtigste Verkehrsader der Innenstadt von Chișinău. Auf vier Spuren fließt der Verkehr in beide Richtungen, während die Straßen rund um den Boulevard im rechtwinkligen Grundriss

sowie im Einbahnstraßensystem angeordnet sind. Entlang einer drei Kilometer langen Strecke reihen sich die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt auf, womit sie gut zu Fuß zu erreichen sind.

Wir spazieren durch den nordwestlichen Teil des Boulevards mit dem Regierungsviertel der Stadt. Der Präsidentenpalast mit seiner weißen Fassade und den schwarzen Fenstern ist das letzte Repräsentationsgebäude der Sowjetzeit. Der Bau wurde 1990, ein Jahr vor der völkerrechtlichen Auflösung der UdSSR, fertiggestellt. Mit dem Ende der Sowjetunion erklärte sich auch die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik für unabhängig. Gegenüber dem Palast befindet sich das Parlament.

Hier drangen 2009 die Regierungsgegner mit angeblicher Unterstützung von Präsident Vladimir Voronin in die Gebäude ein. Acht Jahre zuvor war die Kommunistische Partei unter Vororin mit absoluter Mehrheit bei den Wählerstimmen sowie mit zwei Drittel Mehrheit der Mandate an die Macht gekommen. Bei einer Wiederholung der Wahl von 2009 gelang es den Oppositionsparteien, gemeinsam die Mehrheit zu erreichen und eine westlich orientierte Regierung zu bilden.

Das nächste auffallende Bauwerk entlang dem Boulevard ist die Verklärungskathedrale oder auch Biserica Schimbarea la Faţă a Mântuitorului (für uns leider unaussprechlich). Moldawien ist stark von der orthodoxen Kirche geprägt. Schätzungen gehen von 95 Prozent orthodoxen Christen aus.

Im Sonnenlicht glitzernde Golddächer und Zwiebeltürmchen sind typische Baumerkmale orthodoxer Kirchen. Einige Gotteshäuser sind aber auch schlichter gehalten. Brav bedecken sich die Frauen ihr Haar mit einem Kopftuch. Und als Gäste sind wir in den Kirchen immer willkommen.

Es wundert uns kaum, dass der Priester in der Verklärungskathedrale sein Weihrauchfass schwenkt und auch uns mit angenehmen Duft einnebelt. Vom Hintergrund schallt uns der Kirchengesang eines Frauenchors entgegen.

Zu unserer Überraschung stammt die Musik nicht etwa aus der Dose, sondern trällern die Frauen von der Chorempore auf uns herab. Und das um diese Zeit und ganz ohne Gottesdienst, sehr schön.

Einen Steinwurf weiter kommen wir zur Nikolaikirche. Sie war einst die Kapelle des städtischen Krankenhauses und trägt anstelle von Kuppeln ein spitzes Dach. Auch hier hören wir Gesang aus der Türe klingen, verzichten aber auf einen weiteren Kirchenbesuch. So gehen wir langsam zurück, am eher unauffälligen Opernhaus vorbei zum Kathedralenplatz.

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