Der Winzerort Puichéric befindet sich in Sichtweite vom Canal du Midi und unserem Boot. So nimmt Lars am nächsten Morgen das Fahrrad und sucht dort einen Bäcker. Er wird fündig und kommt mit frischem Baguette sowie zwei leckeren Quiches zurück. Prima – wir können frühstücken.
Um 8.30 Uhr stehen wir somit schon vor der ersten Schleuse von Aiguille. Der Schleusenwärter scheint ein begeisterter Schrottsammler und Bastler zu sein. Überall stehen Skulpturen herum, von denen auch einige käuflich sind, und bewegen sich melodisch im Wind.
Wir verzichten auf weitere Ortsbesichtigungen und setzen uns Trèbes als Tagesziel. Da wir die meisten anderen Boote hinter uns gelassen haben, müssten wir gut durchkommen. Mit Aiguille, Saint-Martin, Fonfile und Marseillette bringen wir tatsächlich zwei Zweier-, eine Dreier und eine Einfachschleuse gut hinter uns. Erst bei der Trèbes-Schleuse bleiben wir hängen.
Es ist mal wieder Mittagspause. Damit haben auch wir einmal mehr eine dreistündige Mittagsruhe. Auch gut. Mit uns wartet einen Pénichette, ein Hausboot in klassischer Bauweise. Es ist riesig und die Besitzer wohnen mitsamt ihrer Katze auf dem Boot, mit dem sie europäische Flüsse und Kanäle abklappern. Schöne Sache.
Da die Pénichette recht groß ist, passen nur noch wir dazu in die Schleuse. Damit wir überhaupt einfahren können, muss die Pénichette erst schräg vor und dann wieder zurück setzen. Andernfalls würde uns das Heck den Weg versperren. Ein netter Südafrikaner – wo Bootsfahrer so überall herkommen? – hilft uns mit den Seilen.
So kann ich auf dem Boot bleiben und kommen wir ohne weitere Blessuren, aber mit allmählich lahmen Fingern in Trèbes an. Hier können wir wieder bei Le Boat umsonst Wasser tanken, eh wir einen Spaziergang durch die Altstadt von Trèbes unternehmen.
Trèbes besitzt eine hübsche Altstadt mit engen Gassen. Doch auch hier ist die Kirche fest verschlossen. Der Languedoc scheint eine diebische Ecke zu sein. Wir spazieren noch über die Brücke des Aude, kehren aber bald wieder zum Boot zurück. Trèbes ist mit 5400 Einwohnern zwar eine eher kleinere Stadt. Gemessen am Straßenverkehr kann es aber gut mit einer Großstadt mithalten.
Und auch wenn unser Hausboot mit laufendem Motor recht laut ist, so merken wir hier, dass wir inzwischen äußerst empfindlich auf den Straßenlärm reagieren. Wir fahren weiter und nehmen noch die beiden Schleusen bei Villedubert und Evêque, bevor wir uns wenige Kilometer vor Carcassonne ein grünes Nachtrevier unter Platanen suchen.
Was uns inzwischen während der Hausboottour so aufgefallen ist:
Beim Wandern wie beim Bootfahren gilt: jeder Tag ohne Blessur ist ein Erfolg. Annette wird vom Erfolg nicht gerade verwöhnt. Dafür besitzt sie mittlerweile eine illustre Sammlung blauer Flecken.
Es fallen wirklich Menschen in die Schleusen. Dies haben wir nicht selbst gesehen, aber von Erzählungen einer Schweizer Gruppe mitbekommen. Bei ihnen musste ein armer Kerl mit dem Rettungsring wieder aus dem Wasser gefischt werden.
Es ist offensichtlich ein Tick von manchen Männern, dass sie sich beim Bootsfahren nicht rasieren. Gibt es ihnen ein Gefühl, so der Zivilisation zu entkommen? Viele wollen typische Seebären mit Bart darstellen. Lars lässt das kalt. Als gebürtigem Butjenter liegt ihm die Piraterie und alles, was dazu gehört, im Blut.
Der Bootshaken,die »Gaffe«, ist zwar nicht dazu da, um das Boot von der Schleusenwand oder von anderen Booten abzustoßen. Doch wird vielen mitreisenden Frauen genau dies zur Aufgabe gemacht. Sie sitzen zum Teil wie verbissene Lanzenreiter am Bootsrand und stoßen alles weg, was zu nahe kommt. Sieht nicht schön aus.
Diese Reise ist kein Urlaub, sondern Schwerstarbeit. Annette tun alle Muskeln weh. Und bei Lars? Nach fünf Tagen gibt er vor, unter einem verspannten Rücken zu leiden. Immerhin trägt er als Kapitän die ganze Verantwortung auf seinen Schultern. Netter Versuch.
Fahrt mit dem Hausboot auf dem Canal du Midi von Ventenac über Pechlaurier bis nach Trèbes. Aufnahmen vom Schleusen der Boote und der Landschaft entlang des Kanals.
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