Schleusentreppe von Fonserannes

Auch wenn Béziers städtisch wirkt, bleibt es nachts im Hafen ruhig. Trotzdem wachen wir mehrmals auf. Zum einen sicher vor Aufregung wegen der Schleusentreppe von Fonserannes. Am zweiten Tag unserer Midi-Tour bildet sie eines der Highlights unserer Hausboottour. Zum anderen wegen der Bilgepumpe, die immer wieder anspringt. Zuletzt tut das Surren des Kühlschranks das seinige. Wir beschließen, diesen fortan einfach abends auszuschalten.

Frühstück in Beziers

Wir sind also zeitig wach, stehen früh auf und Lars macht sich sogleich auf die Suche nach einem Bäcker. Leider geht er zu Fuß los. Aber wer rechnet schon bei der zweitbedeutendste Stadt entlang des Canal du Midi damit, dass es in Hafennähe keinerlei Boulangerien gibt? Er ist ewig unterwegs, bis er am Bahnhof endlich einen Kiosk findet. Baguette gibt es aber erst ab neun Uhr. Prima, wir müssen uns mit Croissants begnügen – aber Hauptsache, wir haben etwas zum Frühstücken.

Früher Start der Orb-Schleuse

Kaum sind wir mit dem Frühstück fertig, sieht Lars, wie die Schleusenampel auf Grün schaltet. So früh schon? Wir haben es gerade einmal halb neun. Normalerweise beginnt der Schleusenbetrieb erst um 9 Uhr. Für die Orb-Schleuse gelten offenbar andere Zeiten. Aber wenn sie schon mal offen ist, dann wollen wir dies auch nutzen. Immerhin wird in allen Berichten, die wir gefunden hatten, von langen Wartezeiten bei der Schleusentreppe von Fonserannes geredet. Einen Augenblick später haben wir die Seile am Ufer gelöst und wieder am Deck verstaut. Dann startet Lars auch schon den Motor und verlassen wir die Heimatstadt von Pierre-Paul Riquet. Als erstes Boot am Morgen fädeln wir uns bei der Stange der Orb-Schleuse ein und lassen uns nach oben schleusen.

Betriebszeiten der Schleusentreppe von Fonserannes

So früh am Morgen ist es noch ruhig auf dem Canal du Midi. Vom Aquädukt über den Orb haben wir einen letzten schönen Blick auf Béziers. Bald danach erreichen wir den Warteraum für die Schleusentreppe, um dort festzumachen. Anders als bei den sonstigen Schleusen gibt es bei Fonserannes feste Zeiten für die Flussab- oder auffahrt. (Flussabfahrt: 8h30 / 9h30 - 13h00 / 15h30 / Flussaufffahrt: 10h00 / 12h15 - 16h00 / 18h15).

Wasserknappheit am Canal du Midi

Da während unserer Fahrt schwer gebaut wird, sind die Wege zur Schleusentreppe gesperrt. Damit haben wir Gelegenheit, um die Info der Schleusenwärter zu studieren. Es herrscht zurzeit nämlich eine ungewöhnliche Trockenheit, was natürlich auch den Schleusenablauf behindern kann. Um dem vorzubeugen, kann es vorkommen, dass einzelne Boote auf nachkommende warten müssen, um die Schleusengänge zu reduzieren und auf diese Weise Wasser zu sparen.

Fahrt durch die Schleusentreppe von Fonserannes

Technische Meisterleistung des Pierre-Paul Riquet

Von oben kommen an diesem Morgen lediglich zwei Boote. Kaum haben uns diese passiert, schaltet die Ampel auf Grün um und winken uns die Schleusenwärter herbei. Eigentlich haben die Berufsschiffe Vorrang vor den Hausbooten. Aber die Ausflugsboote starten erst um 9 Uhr und Frachtschiffe sind ebenfalls keine zu sehen. Damit sind wir erneut alleine in der Schleuse. Auch in Ordnung. Leider sprechen die Schleusenwärter nur Französisch. Mit den Armen fuchtelnd, zeigen sie mir, was ich zu tun habe.

Ich bleibe die ganze Zeit über draußen und führe das Boot mit dem Seil durch die sechs Schleusenkammern und die Tore dazwischen. Tolle Sache. Wenn da nur nicht diese Motorkästen bei den Übergängen wären, an denen ich mir unschöne blaue Flecken hole. Egal, wir überwinden hier auf einer Länge von 312 Metern einen Höhenunterschied von 21,50 Metern. Das Bauwerk gehört zu den technischen Meisterleistungen des Pierre-Paul Riquet, zumal sie zu seiner Zeit noch um zwei Kammern länger war. Daran erinnert noch die Beschilderung auf dem Landweg, bei dem die Schleusentreppe mit »Les 9 Écluses« angegeben ist.

Freie Weiterfahrt nach Colombiers

Da es bei dem Schleusen für ein Zweierteam kaum möglich ist, Fotos zu machen, ankern wir oberhalb der Treppe, um dies nachzuholen. Im Gegensatz zu dem Bereich unterhalb der Schleuse ist dies auf der oberen Seite zum Glück möglich. Auch ansonsten können wir es ab jetzt ruhig angehen. Durch die Berichte anderer Bootsfahren hatten wir in unserer Planung eine lange Wartezeit bei Fonserannes berücksichtigt.

Da diese durch unseren frühen Start komplett entfallen ist, genießen wir jetzt die gewonnene freie Zeit. Vor uns liegen 54 km schleusenfreier Kanal – wunderbar. Denn auch wenn das Schleusen Spaß macht, ist es zu zweit doch etwas anstrengend und zerrt an den Kräften. Man kann es fast schon Arbeit nennen.

Ankunft in Colombiers

Gut fünfeinhalb Kilometer nach der Schleusentreppe erreichen wir Colombiers. Eigentlich hatten wir den Ort für die zweite Übernachtung vorgesehen. Doch wir haben gerade mal Mittagszeit. So gönnen wir uns hier stattdessen eine ausgiebige Pause. Da im Hafen kein freier Stellplatz zu sehen ist, machen wir das Boot kurz nach der Kanalbrücke fest.

Anlegen bei Wind

wenn der Tramontane weht

Blöderweise dreht es sich wie schon bei Béziers durch den starken Seitenwind gegen die Fahrtrichtung. So schnell bekomme ich die Nägel einfach nicht in den Boden, um ein Abdriften vom Heck zu verhindern. Und beide sollten wir auf gar keinen Fall an Land springen, eh das Boot gesichert ist. Wir blockieren also kurz den Kanal, bis uns ein netter Familienvater zur Hilfe eilt. Dankeschön!

Etappen der Hausboottour auf dem Canal du Midi

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