Saint-Pierre - Wochenmarkt und Grande Anse

Auf dem großen Markt der Düfte

Saint-Pierre ist im Südwesten von La Réunion gelegen. Und auch wenn wir uns hier auf einer Übersee-Insel befinden, gehört das Département mit knapp 84.000 Einwohnern zu den 50 einwohnerreichsten Gemeinden Frankreis. So erklärt sich auch der riesige und gut besuchte Wochenmarkt im Hauptort. Doch auch wer den Markt umgeht, wird früher oder später durch Saint-Pierre reisen. Von hier aus führt die einzige Straße quer durch die Insel zu den Hochebenen. Bei Ausflügen zum Pinton de La Fournaise ist Saint-Pierre schier unumgänglich. Zu empfehlen ist ein Besuch beim Traumstrand Grande Anse.

Samstag - Der große Markttag

Samstag ist großer Markttag in Saint-Pierre. Für uns ist außerdem wieder ein Umzugstag. Deshalb bringen wir erst einmal unser Gepäck ins Hotel La Victoria, checken rasch ein und sind dann auch schon wieder auf dem Weg nach Saint-Pierre. Der Ort ist eigentlich ganz nah. Als Problem stellt sich jedoch heraus, dass wir von der zweispurigen Schnellstraße im zweispurigen Kreisel links abbiegen müssen. Bei hohem Verkehrsaufkommen, bei dem jeder geradeaus fahren will, kommt man da leicht ins Schwitzen. Eine größere Lücke abgepasst, Geschwindigkeit gedrosselt ist unser Lösungsversuch. Reifen quietschen, aber ein Krach-Boom bleibt zum Glück aus. Wir ernten wildes Gehupe und lassen den Jeep – dieser hatte extra beschleunigt, um uns lahme Touris im Kreisel zu überholen – links von uns geradeaus passieren. Just als Lars wieder anfahren will, wiederholt sich die Szene. Offenbar hat noch einer gedacht, unseren gut als Leihwagen erkennbaren Peugeot links im Kreisel überholen zu müssen. Und das ungeachtet der zwei Vollbremsungen direkt vor ihm. Erst der dritte Versuch, den Kreisel zu durchfahren, gelingt. Saint-Pierre ist anstrengend und bei den vielen Doppelkreisel das Autofahren erst recht!

Kleine Irrfahrt durch die Stadt

Anschließend bin ich als Beifahrerin doppelt gefordert. Zum einen muss ich meinen Herzschlag erst wieder beruhigen und dann gilt es auch noch, einen geeigneten Parkplatz zu finden. Denn leider haben wir uns an den Schildern des Marché Couvert orientiert. Das ist eine Markthalle. Wir aber wollen doch zum Wochenmarkt am Strand. So fahren wir zunächst die abschüssigen, im Schachbrettmuster angelegten Straßen bis zum Strand hinunter. Dort ist auch gleich ein großer Parkplatz mit noch genügend freien Plätzen gefunden. Das einzige was fehlt, ist der Wochenmarkt. Dieser befindet sich nämlich anderthalb Kilometer weiter westlich, immer der Straße entlang.

Egal, Autofahren will ich nicht mehr – wir laufen. Schade ist, dass der breite Boulevard Hubert Delisle zum Meer hin völlig verbaut ist und eine schöne Strandpromenade schlichtweg fehlt. Erst ab Höhe des Friedhofs gibt es einen ca. 300 Meter langen Strandabschnitt, welcher ein beliebter Kitesurf-Spot zu sein scheint. Überall wuseln die Schirme übers Meer. Für sie ist der starke Wind herrlich. Andere Besucher sind eher auf der Suche nach Windschatten.

Duftender Hähnchengrill und viel Gemüse

Kurz darauf erreichen wir die ersten Buden. Wir werden eingeräuchert vom lecker duftenden Hähnchengrill. Die starke Rauchentwicklung ist offenbar der Grund, warum die Grillroste abseits vom Markt stehen. Wenige Schritte weiter können wir uns endlich in das Getümmel zwischen den vielen Marktständen stürzen. Schön ist, dass der Markt nicht nur auf Touristen ausgelegt ist. So starten wir bei den hübsch angeordneten Gemüseständen. Neben dem beliebten Inselgemüse Chouchou werden Gurken, Zucchini und sonstiges saisonales Gemüse feilgeboten. Wunderschön sind die Berge aus Papaya, Bananen und Ananas anzusehen. Da sie auf La Réunion angebaut werden, sind die Preise im Vergleich zu den importierten Lebensmitteln spottbillig.

Bummeln macht hungrig. So können zwischendurch aufgefädelte, gut gewürzte und frittierte Kartoffelscheiben genascht werden. Gegenüber steht eine knallbunte Cocktailbar. Wir verzichten aufs erste und suchen uns stattdessen Leckereien fürs Abendessen, das heute auf dem Balkon stattfinden soll. Bei einem herrlich duftenden Olivenstand werden wir fündig. Überhaupt ist dies ein Markt der Düfte, was wir auch den vielen Vanilleständen zu verdanken haben. In verschieden dicken Bündeln kann man sich je nach Budget und Bedarf mit den duftenden Schoten eindecken.

Leid tut mir indes das Kleingetier wie Hühner, Gänse, Enten und Hasen, die in der prallen Sonne und in schäbigen Metallkäfigen ausharren müssen. Der Markt ist nur morgens, so sind die armen Tiere hoffentlich bald erlöst. Wir verziehen uns zu den Touristenständen, die überladen sind mit hübschen, bunten Tüchern und Webtaschen zwischen billigem Chinesenkram.

Mit vielen schönen Eindrücken machen wir uns schließlich auf den Rückweg. Bevor wir uns aber wieder in das Straßengetümmel schmeißen, gönnen wir uns noch einen Drink am Meer und beobachten die Kitesurfer, die sich teilweise mit spektakulären Sprüngen beweisen. Einfach wunderbar! Zuletzt kommen wir an einer größeren Boulangerie vorbei. Nach Wein und Oliven bekommen wir dort frisch gebackenes Knoblauchbrot. Damit ist unser Essen komplett und haben wir alles, was wir für einen gemütlichen Abend auf dem Balkon brauchen.

Video Marktbummel in Saint-Pierre im Süden von La Réunion

Eindrücke vom bunten Markttreiben in der Hafenstadt Saint-Pierre im Süden von La Réunion. Aufnahmen der Vanille-, Oliven- und Kokosnussstände.

Traumstrand Grande Anse

Wirklich eine der schönsten Badebuchten von La Réunion?

Zwischen Saint-Pierre und Petite Île nutzen wir den Kreisel 600 Meter westlich einer Tamoil-Tankstelle, um von der N2 zur Grande Anse, einem Traumstrand an der Südküste der Insel, abzufahren. Damit folgen wir der Beschilderung über die D30 und D73 durch die Zuckerrohrfelder bis hinunter zum Meer. Oder doch nicht? Kurz vor dem großen Parkplatz stauen sich schon die Autos und geht es nur noch im Schritttempo voran. Wir beschließen etwas weiter oben zu parken und den Rest zu laufen. Ja, es ist Sonntag und da zieht es so einige der Inselbewohner nach dem Gottesdienst zu ihrem kreolischen Wochenendpicknick.

Beliebte Picknickplätze

Picknickplätze sind uns schon viele auf der Île de la Réunion aufgefallen. Die meiste Zeit waren diese verlassen. Unter der Woche muss auch hier gearbeitet oder zur Schule gegangen werden. Doch am Wochenende, besonders am Sonntag, treibt es die Menschen in die Natur. Weniger natürlich ist allerdings das Equipment, welches für das Picknick mitgeschleppt wird. Es gibt zwar etliche bereit gestellte Grillstellen vor Ort. Für ein ordentliches, kreolisches Picknick braucht es aber auch Töpfe mit allerlei daheim vorbereiteten, warmen Speisen. Liegestühle oder gar komplette Sitzgarnituren sorgen für Gemütlichkeit unter den Bäumen.

Verblüffend ist, dass sich die Leute auf der Insel so gut verteilen, dass jeder ein Plätzchen im Schatten findet. Allerdings ist die versprochene Strandidylle dahin und der erwartete Traumstrand damit hinfällig. Die Kinder toben über den Rasen, bei manchen Familien dröhnt laute Musik aus der Box und die Nächsten sind lauthals diskutierend mit Boule spielen beschäftigt. Aber auch wenn am Grand Anse ein herrlich weißer Sandstrand zum Verweilen einlädt, kennen wir inzwischen schon einige schönere Strände auf der Welt. Damit besucht man den Strand tatsächlich am besten am Wochenende. Denn erst mit dem ausgelassenen Treiben der Menschen bekommt der Grand Anse etwas Besonderes, mit dem er sich von den anderen Stränden abhebt.

Haifreies Baden im Meer

Haifreies Baden ist hier übrigens auch möglich. Ein mit großen Steinen vom Meer abgetrenntes Becken lädt zum Planschen ein und schützt die Badenden vor Haien, anrollende Wellen und gefährliche Strömungen. Das Badeverbot außerhalb des Beckens sollte wegen dieser Gefahren indes ernst genommen werden. Aber es ist genügend Platz sowohl im Wasser als auch unter den Palmen, sodass so ziemlich jeder am Strand auf seine Kosten kommen wird und es hier gut eine Weile aushalten kann.

Video Ausflugsbucht Grande Anse im Süden von La Réunion

Eindrücke von der Bucht Grande Anse im Süden der Insel La Réunion; Aufnahmen von Männern, die noch richtig Boule spielen.

Hotel Le Victoria - Meeresrauschen bei Saint-Pierre

Mit dem Hotel Le Victoria haben wir die Südküste von La Réunion erreicht. Bevor wir zum Markt von Saint-Pierre fahren, wollen wir hier schon mal unser Gepäck für später abgeben. Zu unserer Überraschung können wir trotz unserer Ankunft am frühen Vormittag bereits einchecken und unser Zimmer, Raum Nr. 72, beziehen. Das ist natürlich toll.

Wir hatten auf der Insel schon größere Zimmer, dafür besitzt es einen Balkon mit Blick aufs türkisblaue Meer und – wie schon andere Hotelzimmer – eine sehr angenehme Dusche im Bad. Zudem ist das Hotel ruhig gelegen, sodass wir in der Nacht das Fenster offen lassen können und das Meeresrauschen hören. Durch die Lage an der Südküste ist es allerdings auch recht windig. Der Balkon ist deshalb wohl ähnlich einer Grotte nach innen gebaut, sodass wir hier trotz Sturm unser Abendessen genießen können. Neben der Sitzgruppe steht auch der Kühlschrank auf dem Balkon. An diesem lässt sich gut erkennen, wie das Salz dem Material zusetzt.

Restaurant im Hotel Le Victoria

Auch der Außenbereich vom Restaurant ist mit Windschutz-Jalousien ausgestattet. So können wir trotz einzelner kräftiger Böen draußen frühstücken. Das Frühstück wird als Büfett serviert. Wir finden wieder Eier zum Selberkochen. Wie beim Hotel Le Vieux Cep beim Cirque de Cilaos gibt es auch hier keinen Piekser, allerdings ist das Wasser nicht so heiß und bleiben die Eier heile. Es gibt frisches Obst, Saft, Honigkuchen, eine erstklassige Kaffeemaschine sowie eine Sorte Käse, richtig gute Salami, Kochschinken, Müsli und Milch. Damit bietet auch das Hotel Le Victoria ein Büfett zum Satt essen. Will man beim Mittag- oder Abendessen satt werden, kostet dies allerdings ein kleines Vermögen und sollte man reichlich Zeit einplanen. Trotzdem sollte man vorher reservieren, da das Restaurant trotz der gehobenen Preise gut besucht wird.

Die Zufahrt zum Hotel erfolgt über eine sehr schmale Straße, an welche die meisten Hotelbesucher wahrscheinlich das erste Mal vorbeifahren. Danach aber hat man sich schnell daran gewöhnt. An der Küste gibt es ein paar öffentliche Parkplätze, die aber oft voll sind. Vor den Bungalows des Hotels befindet sich deshalb ein mit Schranke gesicherter privater Parkbereich. Die Nummer zum Öffnen der Schranke steht auf dem Schlüsselanhänger. Sollte das Hotel voll sein und jeder Gast mit dem Auto anreisen, kann es schnell auch auf dem Privatparkplatz eng werden. Jetzt in der Nebensaison aber ist es kein Problem, einen freien Platz zu finden. Gleiches gilt übrigens auch für den Pool. Die kleine Anlage liegt geschützt zwischen den Bungalows. Trotzdem ist es uns bei dem Wind zu kalt, zumal sich Lars bei der Cascade Grand Galet eine gemeine Erkältung geholt hat und sich lieber warm in eine Decke kuschelt.

La Victoria - Ein Hotel für Ruhesuchende

Insgesamt haben wir uns im La Victoria sehr wohl und sicher gefühlt. Für Ruhesuchende ist es genau richtig, da die Zimmerzahl überschaubar ist und das Hotel abseits des Trubels liegt. Auch wenn es wegen der Steilküste keinen Strand gibt, kann man im Pool ein paar Runden schwimmen. Der Wind wird wohl nicht das ganz Jahr so kühl über die Küste pusten. Aber ein Auto sollte man sich hier gönnen, da die nächsten spannenden Ausflugsziele und Orte alle etwas weiter entfernt sind.

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