Ich kann mich noch gut erinnern, als ich Annette von unserem kleinen, halb verhungerten (so hatte sie sich angestellt), zugelaufenen Miezekätzchen berichtet hatte.
Bereits nach dem ersten Miau durch das Telefon wusste Annette: das ist eine Minka. So weit, so gut. Schließlich war schon allein am Gesicht klar zu erkennen, dass es eine Katze ist, und kein Kater.
Sollte man zumindest denken. Denn ihrem vielen weiblichen Gehabe (Minka kann enorm rumzicken), halten sie immer noch Nachbarn von uns für einen Kater.
Dem nicht genug, bekommt sie überall einen anderen Namen. Gustav bei unseren Nachbarn der Straße hoch, weil: »Als die zu uns kam, da sah sie aus wie ein Gustav. Total mager, der Kopf so klein, die Ohren dazu viel zu groß...« - wie man sich halt so einen Gustav vorstellt.
Wir hätten uns dem ja auch angeschlossen. Nur: Gustav passt beim besten Willen nicht zu einer kleinen, süßen, schnuckeligen, verspielten, zickigen Minka.
Dadurch, dass Minka morgens die Leute auf dem Weg zur Arbeit und die Kinder auf dem Weg zur Schule, mittags die Einkäufer und nachmittags die Spaziergänger und Rückkehrer abpasst und außerdem eine innere Landkarte sämtlicher Kühlschränke unserer Nachbarschaft besitzt, hat sie mit der Zeit gefühlt 100 weitere Namen bekommen: beim Nachbarn unter uns »Wolfgang« (was ja gar nicht passt), bei den Nachbarn links von uns Darcy, beim Verwalter Felix, beim Papa neben uns Lady und Prinzessin ... und bei Annette dann irgendwann nur noch Mümmel. Es kann uns eins sein. Wenn ich sie rufe, hört sie vor allem auf eines: meine Stimme. Ob sie dann auch angerannt kommt, ist freilich eine andere Frage.
Für Verwirrung sorgt dies beim Postboten. Denn da unsere Katze registriert ist und ab und zu eine Postkarte oder einen Brief von »Tatze« bekommt, steht er vor dem Adressproblem: »An Minka-Gustav Dackau-Freudenthal, Schwarzwaldstr. 6 und 12«. Emanzipation war gestern!
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