Kanuausflug auf dem Clearwater Lake

Kanuausflug im Wells Gray Park

Als Glücksgriff erweist sich für uns, dass wir einen zunächst auf dem Lake Louise geplanten Kanuausflug für den Clearwater Lake vorziehen. Denn im Wells Gray Provincial Park ist es einiges ruhiger als in den touristisch hoch erschlossenen Gebieten des Banff Nationalparks. Und, das hängt wohl damit zusammen, es ist auch um einiges günstiger.

So meinen wir, den Bootsverleiher falsch verstanden zu haben, als er uns etwas von half past six erzählt. Erst, als wir nachfragen, kapieren wir, dass wir tatsächlich den ganzen Tag auf dem See verbringen können. Um 18:30 Uhr sollten wir jedoch zurück an der Station sein, da sie sonst nach uns suchen müssten. Für so einen Fall erhalten wir Taschenlampen, mit denen wir auf aufmerksam machen können.

Apropos suchen: bevor wir den Weg zur Station finden, fahren wir natürlich immer der Straße nach bis zu ihrem Ende am Clearwater Lake. An sich ist das der richtige Weg, da dort die Kanus für die Tour bereitstehen. Was fehlt, sind allerdings die Paddel. Auch eine Box, in der man irgendwelche Zettel einwerfen sollte, kann uns vor Ort nicht weiterhelfen. Diese, also die Paddel, werden nämlich ein paar Kilometer vor dem Kanulager beim Office der Station ausgegeben.

Auf dem ersten Blick erscheint die Trennung von Booten und Büro mit Paddel seltsam. Wenn man sieht, dass sich die Paddel-Ausgabe nahe dem Übergang vom Clearwater Lake in den Clearwater River befindet, aber macht es durchaus Sinn.

So steht tatsächlich ein Motorboot bereit. Es soll diejenigen Kanuten, welche beim Rückweg die Anlegestelle verpassen und von der Strömung bis hierher getragen werden, abfangen und ans rettende Ufer zu bringen. Wir fühlen uns gut aufgehoben.

Über den See zum Caribou Beach

Zur Einweisung über richtiges Paddeln und den üblichen Sicherheitsbelehrungen bekommen wir auch eine Karte vom Clearwater See. Zugleich empfiehlt uns der junge Mann, vom Anleger zuerst auf die gegenüberliegende Seite des Sees zum Caribou Beach überzusetzen. Ab dort können wir der Küste bis zum Divers Bluff Campground folgen. Dort sollen wir erneut die Seite wechseln und, je nachdem, wie gut wir uns fühlen, weiter bis zum Bar View Campground oder Igor Creek Campground paddeln.

Was sollen wir sagen? Wir fühlen uns auf dem Wasser richtig gut. Also bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir merken, dass wir die Bucht gleich nach dem Caribou Beach mit dem Divers Bluff verwechselt haben und dadurch schon nach einem Drittel der Strecke zurück ans rechte Ufer (vom Anleger aus gesehen) des Sees gepaddelt sind. Anders ausgedrückt, kommen wir uns erst super schnell vor, um anschließend das Gefühl zu haben, auf der Stelle zu paddeln.

Bar View Campground

Die Mühe aber lohnt sich: der Bar View Campground ist der Inbegriff von Idylle. Auf einer kleinen Landzunge gelegen, ist der Anblick der markanten Baumgruppe auf dem Camp schon von weitem eine tolle Kulisse. So können wir es die letzten Meter kaum erwarten, bis der Sand leise unter dem Kanu knirscht. Das gilt vor allem für Annette, die bei unserer Landung sofort aus dem Kanu hüpft und es den Strand hinaufzieht, noch eh ich die Paddel beiseitegelegt habe.

Hinter dem Strand ist der Bar View Campground in mehrere Nischen aufgeteilt. Neben dem Tisch und je zwei Holzbänken bieten diese auch die Möglichkeit zum Grillen. Sind alle Nischen besetzt, was selten der Fall sein dürfte, gibt es wenige Schritte weiter auf dem eigentlichen Campground weitere Plätze. Obwohl der Platz recht einsam liegt, ist er tatsächlich dazu gedacht, Zelte aufzustellen und durchaus über Nacht hierzubleiben. In so einem Fall sollte man dann allerdings daran denken, die Lebensmittel in den bereitgestellten und sehr stabil wirkenden Metallkästen einzuschließen. Andernfalls könnte sich nachts unerwarteter Bärenbesuch ankündigen.

Divers Bluff Campground

Nachdem wir uns an der traumhaften Kulisse vom Bar View Campground über die angrenzende Bucht zum Ivor Creek sowie zu den Bergen nördlich des Sees satt gesehen haben, müssen wir schließlich zurückkehren. Also rein mit dem Kanu ins Wasser und paddeln, was das Zeug hält. Ja, da wir bei der Hinfahrt den Divers Bluff Campground verpasst haben, wechseln wir abermals die Seite des Clearwater Lakes.

Da wir jetzt mit der leichten Strömung fahren, wäre das an sich ja kein Problem. Leider aber kommt etwas Wind auf, der uns die Wellen entgegentreibt und den Vorteil der Strömung zunichtemacht. So kostet die dritte Überquerung des Sees deutlich mehr Kraft als wir uns vorgestellt hatten. Hätten wir darauf verzichtet, wäre es jedoch schade gewesen.

Denn mit dem Divers Bluff lernen wir einen Campground kennen, der sich sehr vom Bar View unterscheidet. Anstelle eines langen Sandstrands gibt es hier Felsen, von denen man ins Wasser springen kann. Das aber überlassen wir gerne den anderen Besuchern des Platzes. Nicht umsonst heißt es: ein Sprung in unbekanntes Gewässer könnte der letzte sein.

Zudem ist es auch hier sehr ruhig und gibt es einen Wanderweg, der zu einen nahen Aussichtspunkt hinaufführt. Da wir nicht wissen, wie lange wir für die restliche Strecke brauchen, belassen wir es bei einem kurzen Rundgang über den wildromantischen Campingplatz. Denn hocken wir auch schon wieder im Kanu und greifen ein letztes Mal zu den Paddeln.

Rückfahrt entlang der Schieferküste

Für den Rückweg folgen wir der Küstenlinie in Richtung Caribou Beach bis zu der Stelle, an der wir den See das zweite Mal überquert hatten. Dort wechseln wir ein letztes Mal die Seite des Clearwater Lake und folgen der felsigen Küste zurück zur Anlegestelle. Während das Kanu gemächlich an dem steil aus dem Wasser ragenden Schiefer vorbeigleitet, lernen wir auf diesem letzten Abschnitt, wie sich knapp 20 Kilometer Paddeln in dafür völlig untrainierten Armen anfühlen.

Ein paar Reserven sollte man sich aber aufsparen. Denn beim Steg angekommen, muss man das Kanu wieder aus dem Wasser hieven und zurück zu den anderen Booten schleppen. Gemessen an dem richtig tollen Ausflug, der hinter uns liegt, nehmen wir das jedoch gerne in Kauf. So haben wir bereits am Abend auf unserer Ranch das Gefühl, hier den schönsten Tag der ganzen Rundreise erlebt zu haben. Die Erschöpfung und der Muskelkater werden bald schwinden, die Erinnerung bleibt.

Video zum Kanuausflug auf dem Clearwater Lake

Eindrücke von einer Tagestour mit dem Kanu auf dem Clearwater Lake. Stationen der Tour waren der Bar View und der Divers Bluff.

Anfahrt zum See und Anforderungen der Kanu-Tour

Vom Trans-Canada-Highway (1) bei Kamloops auf den Highway 5 nach Clearwater abbiegen. In Clearwater auf die Clearwater Valley Road abbiegen und bis ans Ende der langen Sackgasse am Clearwater Lake folgen. Vorher nicht vergessen, die Paddel bei Clearwater Lake Tours zu mieten. Direkt bei der Station befindet sich The Osprey Café. Vor dem Ausflug bitte reichlich zu trinken und auch genug zu essen mitnehmen. Da man einige Zeit unterwegs ist und sich das Wetter rasch ändern kann, sind außerdem regenfeste Kleidung und ein guter Sonnenschutz erforderlich. Letzterer auch, weil die UV-Strahlung auch durch das Wasser reflektiert wird.

AusgangspunktParkplatz am Ende der Clearwater Valley Road (681 m)
KoordinatenN 52.16060, W 120.20780 (Anleger mit den Booten)
N 52.14250, W 120.19335 (Station mit Ausgabe der Paddel)
DauerTagestour
Distanz18,6 km bei unserer Variante
An-/Abstiege-
Grad-
Einkehr-, sehr schöne Rastplätze
Beschilderung-, auf die Schilder bei den Camps achten
GPS-DatenKanufahrt Clearwater Lake gpx
kml-DatenKanufahrt Clearwater Lake kml

Karte Clearwater Lake

Kommentare (1)

Jochen


Danke für diesen lebhaften Bericht. Wenn es klappt, werden wir diesen Sommer in Kanada sein. Die Tour auf dem Clearwater Lake steht jetzt schon auf unserem Programm.
Grüße
Jochen

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