Nationalpark Vulkan Arenal

Am zweiten Morgen in La Fortuna steht eine Wanderung durch den Nationalpark Vulkan Arenal auf unserem Programm. Diese gehört einfach zu jeder Costa Rica-Reise dazu. Auch weil sich die Landschaft im steten Wandel befindet. Längst ist es still geworden am Vulkankegel. Die Zeit, in der Lavabrocken die Flanken hinab poltern, scheint vorbei. Stattdessen werden die Berghänge langsam grün. Die Wunden heilen. Trotzdem bleibt der Arenal ein Bilderbuch-Vulkan und der Ausblick darauf unbeschreiblich schön. Im Nationalpark sind mehrere Aussichtspunkte über einfache Wege bequem zu erreichen. Wer darüber hinaus Lust auf Regenwald hat, empfehlen wir die Runde zum El Ceibo. So heißt ein riesiger Kapokbaum, der weit über das Dschungeldach hinaus ragt.

Bei unserem Start sieht der morgendliche Himmel beim Vulkan Arenal vielversprechend aus. Bleibt nur noch unser defektes Auto, welches heute ausgetauscht werden soll. Zu unserer Überraschung trifft der Vertreter der Autovermietung noch vor der abgemachten Zeit beim Hotel ein. Kaum sind wir vom Frühstück zurück, steht er auf der Matte. Die Ersatzkarre ist älter und ramponierter als der Vorgänger. Doch sie fährt ohne Probleme. Wir sind somit früher unterwegs zum Vulkan Arenal als gedacht.

Auf den Wanderwegen der ehemaligen Gefahrenzone

Vom Hotel Roca Negra ist es circa eine Viertelstunde bis zum Nationalpark des Vulkans Arenal. 500 Meter vor dem Park lockt ein Schild des Privatreservats »Arenal 1968 Mirador y Senderos« zu seinen Wanderwegen. Es wirbt mit einem Trail zum Lavafluss. Das ist irreführend. Auf dem Gelände des Reservats ist die Lava längst mit Sekundärwald überwachsen. Der Trail im Nationalpark führt hingegen an ein noch offenes Lavafeld. Die Entscheidung für einen zweiten Besuch dort ist naheliegend. Leider jedoch teilt der Arenal mit den meisten Nationalparks im Land eine Eigenschaft: es fehlt ein Restaurant. Man sollte also immer etwas zum Trinken dabei haben.

Der Eingang zum Nationalpark ist sehr spartanisch. Ein großes Dach überspannt die Einfahrt, sodass man direkt vom Auto aus bezahlen kann. Für 16 USD pro Person dürfen wir über die Trails am Arenal wandern. Inbegriffen ist außerdem der Pfad auf einer Landzunge im Arenal-See. Beim Eingang befindet sich das einzige Toiletten-Häuschen vom Park. Wer kein solches Bedürfnis hat, kann gleich durch bis zum großen Parkplatz fahren. Nach 400 Metern ist dieser erreicht.

Auf den Wanderwegen Las Coladas und El Ceibo

Der Parkplatz befindet sich in der Zone des hohen vulkanischen Risikos. Ganze Gruppen brechen in den Park auf, um zumindest einmal im Leben dasselbe aufs Spiel zu setzen. Seit Oktober 2010 fließt jedoch keine Lava mehr aus dem Vulkan und er verstummte. Die Gefahr vor pyroklastischen Wolken scheint vorerst gebannt. Trotzdem wird hier nach wie vor rückwärts eingeparkt. Im Fall einer erhöhten vulkanischen Aktivität soll dies die Evakuierung beschleunigen. Auch wir halten uns an die Regel. Dann aber begeben wir uns auf den Weg »Las Coladas« zum Lavastrom aus dem Jahr 1992. Das Betreten erfolgt nach wie vor auf eigene Gefahr. Natürlich. Die ersten Meter nutzt der Trail einen flachen, sandigen Weg. Wir passieren meterhohe Farne, Gräser und Büsche. Dann geht es hinein in den Sekundärwald. Der Baumbestand ist noch niedrig. Trotzdem sorgt er bereits für einen schattigen Pfad. Den Wegrand zieren große Begonien und Bromelien.

Hokkohühner im Sekundärwald

Nach einem Kilometer zweigt rechts der Pfad »El Ceibo« ab. In einem großen Bogen führt uns dieser zu einem riesigen Kapokbaum, bevor er wieder auf den Pfad des Las Coladas mündet. Wir nehmen den Sendero El Ceibo als Hinweg mit und gelangen so auf einen reizvollen Waldpfad. Nach einem halben Kilometer erreichen wir den ersten auffallenden Kapokbaum. Wunderschöne, ausladende Brettwurzeln schlängeln sich über den Boden. Es steht kein Hinweisschild dort. Allein dies deutet auf einen noch größeren Baum im weiteren Wegverlauf hin.

Zuvor aber macht uns eine Französin auf mehrere große Vögel aufmerksam, die durch den Wald stolzieren. Es ist eine Gruppe männlicher Tuberkelhokkos. Die Hühnervögel können bis zu einem Meter groß werden. Die Ticos nennen sie Truthähne. Wissenschaftlich aber werden sie der Familie der Hokkohühner zugeordnet. Uns fallen zuerst nur die schwarzen Männchen auf. Erst nach einer Weile entdecken wir ein braunes, im Dickicht des Waldes gut getarntes Weibchen.

Video zum Nationalpark Vulkan Arenal

Wanderung in die ehemalige Gefahrenzone im Nationalpark Vulkan Arenal. Eindrücke der Wege Las Coladas und El Ceibo zum Lavastrom aus dem Jahr 1992. Begegnung mit Tuberkelhokkos bzw. Hokkohühner im Sekundärwald.

Sowie wir den El Ceibo erreichen, wird klar, dass dies nun der richtige Kapokbaum ist. Kapokbäume gehören zu den typischen, den Wald überragenden Urwaldriesen. Wie kleine Zwerge stehen wir zwischen den gewaltigen Brettwurzeln. Weit oben verzweigt sich die Baumkrone. Das Alter von El Ceibo wird auf rund 400 Jahre geschätzt. Diese lichtbedürftige Ceiba-Gattung kann bis zu 60 Meter hoch werden. Hier im Wald des Vulkans Arenal überragt das bereits 30 Meter hohe Exemplar die anderen Bäume.

Las Coladas – Aussicht auf den Lavastrom von 1992

Einen Kilometer nach dem El Ceibo treffen wir wieder auf den Wanderweg Las Coladas. Wir halten uns rechts und kommen aus dem Wald heraus. Das Terrain wird steiniger, bis wir schließlich über schwarze Brocken auf den Lavastrom von 1992, die Las Coladas wandern. Konnte man unten selbst mit Flipflops bequem laufen, lohnen sich nun unsere leichten Wanderschuhe. So sehen wir ein paar Frauen, die sich in Sommerschuhen abmühen. Während sie Angst haben, auf den losen Steinen abzurutschen oder umzuknicken, kommen wir zügig und sicher voran. Schon nach 150 Metern stehen wir beim Mirador Colada. Vor uns ragt der gewaltige Vulkan Arenal in den Himmel. Immer wieder ziehen Wolken über den Gipfel. Doch die meiste Zeit haben wir freie Sicht auf den wunderschönen Vulkankegel.

Mirador zum Vulkan Arenal

Der Arenal galt lange als erloschen und hieß mal Zuckerbrot, mal Vulkankorb, Costa Rica´s Vulkan oder auch Vulkan des kalten Flusses. Den Namen »Arenal« erhielt er, weil seine Lava mit der Zeit in Sandkristalle (Arena) zerfällt. Diese setzen sich am Fuß des Kegels sowie am Flussufer ab und sind schon von Weitem sichtbar. Am 29. Juli 1968, 7:20 Uhr, war es dann vorbei mit dem Erloschen sein. Seitlich am alten Kegel entstand ein neuer Krater. Plötzlich schleuderte der Vulkan Rauch und Steine hinaus. Zwei Dörfer und 87 Menschen fielen dem Vulkan Arenal zum Opfer. Bis zum nächsten Tag formte der Arenal drei weitere Krater auf 1170 m, auf 1460 m und auf der Spitze des Vulkans (heute 1633 m).

Die Natur erobert sich ihr Land zurück

Der Unterschied zu unserer ersten Tour zum Arenal Volcan ist gewaltig. Damals konnten wir von der Ferne ein dumpfes Grollen wahrnehmen. Oben auf dem Lavastrom angekommen, war es dann spannend. Wir hatten damals etwas Pech, dass immer wieder Wolken an den Seiten des Kraters aufstiegen. Sie gaben mal die eine, mal die andere Seite frei. Immer wieder weckte dies unsere Hoffnung, den Kraterrand zumindest für einen Moment wolkenfrei zu sehen. Leider schob sich immer wieder irgendwo die nächste Wolke daher. Oder sie stürzte vom Gipfel über den Kraterrand hinab. Dafür hatten wir 2007 das Glück, dass der Vulkan noch aktiv war. So konnten wir beobachten, wie an der rechten Seite Steine hinausschleudert wurden. Diese purzelten dann zischend den Hang hinunter. Sekunden später waren dann knackende, krachende und selbst splitternde Geräusche zu hören.

Die finale Eruptionsphase

Am 24. Mai 2010 begann die finale Eruptionsphase des Vulkans. Mit stark explosiven Eruptionen ließ er acht Lavaströme über seine Flanken fließen. Der Nationalpark musste damals evakuiert werden. Nach wenigen Tagen ebbten die Eruptionen ab. Bis zum Oktober 2010 versiegten die Lavaströme. Der mächtige Arenal verstummte. Heute erkennen wir noch die schwarzen Stellen, bei denen 2007 die Lavasteine hinab purzelten. Damals hatten sich wagemutige Kletterer auf den schroffen, schwarzen Lavastrom begeben. Heute ist dieser Bereich grün und mit Bäumen bewachsen. Die Natur hat sich ihr Land zurück erobert.

Der hinterste Mirador »Colada« bietet die beste Aussicht auf den Vulkan. Wir machen hier eine Pause und schauen auf den Vulkan, der seelenruhig vor uns liegt. Ein weiterer Unterschied zu 2007 machen auch die Besucher. Es sind weit weniger als damals. So teilen wir den Aussichtspunkt eine Weile mit gerade mal zwei anderen Paaren. Über das Vulkangestein geht es dann zum vorderen Mirador »Volcan«. Die Aussicht beim Colada ist jedoch deutlich besser, sodass wir bald die Eisentreppen hinabsteigen und uns auf den Rückweg machen.

Fahrt zum Mirador Principal

Der Wanderweg Las Coladas ist äußerst leicht zu Laufen. Schnell sind wir wieder am Parkplatz zurück. Hier bietet sich ein Abstecher zum Mirador Principal an. 2007 sind wir dort noch hinauf gelaufen. Dabei konnten wir einige Langschwanzhäher beobachten, die es sich rund um die große Infohütte bequem gemacht hatten. Von den Einheimischen werden diese auch Elsterkrähen genannt, weil sie alles mögen, was irgendwie glänzt. Sie spiegeln sich auch gerne in den Autoscheiben, um auf selbige fröhlich einzuhacken. Wir hatten bei unserer ersten Tour außerdem Tukane und Papageien sowie einen blauen Kappennaschvogel entdeckt. Diese Vögel lassen sich heute nicht blicken. Dafür ist aber die Sicht auf den Arenal viel schöner.

Las Heliconias – auf dem Weg der Helikonien

2007 stand außerdem der Trail Las Heliconias auf unserem Plan. Dieser Pfad verbindet den oberen Parkplatz in einem Bogen mit dem unteren. Benannt ist der Weg nach den Helikonien, die den Trail säumen und wunderschön anzusehen sind, wenn sie blühen. Das wäre dann auch schon die Voraussetzung für ein farbenfrohes Erlebnis gewesen. Leider aber waren wir (30. Dezember) zur genau falschen Zeit dort. Die von Bromelien und Tillandsien überwucherten Bäume waren aber auch so hübsch anzusehen. Wie auch die Elsterkrähe, die auf dem unteren Parkplatz die Scheibe eines Jeeps bearbeitet hatte...

Beim Sector Península am Arenal-See

Heute verzichten wir auf den Helikonien-Weg. Wir wollen stattdessen zum Sector Península. Auf der Halbinsel am Arenal-See gibt es einen Trail, der im Ticket mit inbegriffen ist. Leider verpassen wir die Zufahrt und fahren erst einmal nach El Castillo, einer Siedlung am Südende des Sees. Vergeblich suchen wir dort etwas, das nach SINAC Nationalpark Arenal aussieht. Dafür eröffnet uns die zehn Kilometer lange Sackgasse eine malerische Aussicht über den See. Erst bei der Rückfahrt erkennen wir die Einfahrt zur Halbinsel, keine 50 Meter vom Haupteingang des Nationalparks entfernt.

Auf der zwei Kilometer langen Zufahrt zum Sector Península am Arenal-See fahren wir an etlichen Wanderern vorbei. Wie wir später mitbekommen, sind es Rucksacktouristen, die mit Uber-Taxis oder mit dem Linienbus zum Nationalpark gefahren sind. Weder die Taxis noch die Busse haben Lust, sich ihre Fahrzeuge zu ruinieren. Die Zufahrt zur Península ist hundsmiserabel. Wir holpern über Stock und Stein, wie auch durch tiefe Schlaglöcher. Aber unser Mietwagen sieht aus, als hätte er schon Schlimmeres mitgemacht.

Wanderweg im Sector Península

Die Parkmöglichkeiten beim Eingang des Sectors Península sind überschaubar. Offenbar gönnen sich nur wenige Arenal-Besucher den Ausflug hierher. Das ist schade. Denn ein drei Kilometer Trail verbindet hier mehrere reizvolle Aussichtspunkte im Wald mit dem See. Am Eingang wird das Ticket für den Nationalpark kontrolliert. Vorbei an einem Toilettenhäuschen stehen wir kurz darauf im Wald. Mit der Wanderung am Arenal stecken uns bereits einige Kilometer in den Beinen. Doch anders als die Zufahrt ist der Weg erfreulich gut ausgebaut und angenehm zu laufen.

Auf dem Aussichtsturm der Halbinsel

Nach den ersten 200 Metern erreichen wir die erste Aussichtsplattform mit Blick zum Gebirge in Richtung Tilarán. 800 Meter weiter kommen wir zum Aussichtsturm im Sector Península. Über die Bäume hinweg hat man von der oberen Plattform die beste Sicht auf den See und den Vulkan Arenal. Es ist wunderschön, zumal sich die Sonne nun gegen die Wolken durchsetzt. Und wer es schon einmal hierher geschafft hat, kann auch die letzten dreihundert Meter bis zum Mirador Lago Arenal laufen. Wir sind nun fast auf der Höhe des Sees. Bei der Hitze lädt das Wasser fast schon zum Baden ein. Einzig ein paar Schilder verderben einem die Lust daran. Im Arenal-See leben Krokodile. Und diese sollte man weder mit dem mitgebrachten Proviant noch mit sich selbst füttern.

Die Halbinsel im Arenal-See ist ein kleines Idyll. Auf dem Rückweg bietet sich ein Umweg durch den Urwald an. Hier stehen die Bäume dicht an dicht, auf den Ästen wachsen Epiphyten und kämpfen mit Moosen und Flechten ums Licht. Der Pfad führt runter zu einem Rinnsal, das von einer stabilen Metallbrücke überspannt wird. Hier spätestens wäre es schade gewesen, hätten wir den Sector Península links liegen gelassen. Gleiches denken wohl auch die Französin und ihr Gefährte, die uns beim Arenal die Hokkohühner gezeigt hatten. Sie zählen zu den Rucksacktouristen, denen zu den Wanderungen am Arenal auch noch die beiden Zufahrten in den Beinen stecken. Völlig fertig hocken sie am Eingang und überlegen, wie sie ein Uber-Taxi hier hinter bewegen können. Leider scheitert ihr Vorhaben bereits am fehlenden Handy-Empfang. Wir haben je eine Rückbank, die sie dankend für die Fahrt in die Stadt La Fortuna annehmen.

Eine Bootsfahrt auf dem See?

Ob es 2007 bereits den Sector Península gab, wissen wir nicht. Damals hatten wir uns für den Nachmittag überlegt, mit einem der Boote auf den Arenal-See zu fahren. Bis zur Staumauer und dem nächsten Anleger sind es ab dem Park nur wenige Kilometer. Vor Ort hatte sich jedoch herausgestellt, dass man so etwas besser vorher organisiert. Denn zum einen gab es nur wenige Boote (und Möglichkeiten zu parken). Und wie und wann die Boote ablegen, ließ sich für uns nicht erkennen. Einzig ein Mann kam auf uns zu, um uns eine Fahrt für 70 USD anzubieten. Vielleicht musste er das nehmen, wenn er nur zwei Fahrgäste hatte. So arg wollten wir unser Reisebudget aber nicht strapazieren; zumal sich der Vulkankegel des Arenal hinter den Wolken versteckt hielt. Die Halbinsel wäre damals eine schöne Alternative zur angedachten Bootsfahrt gewesen. Wir sind froh darüber, auch bei dieser Reise den Arenal Nationalpark in unsere Route integriert zu haben. So können wir auf einen gelungenen Tag voll schöner Eindrücke zurückblicken.

Anfahrt und Anforderungen zu den Touren im Nationalpark

Von La Fortuna fahren wir auf der Via 142 zum Nationalpark Arenal. Die Einfahrt zum Nationalpark ist nicht zu übersehen, die zum Sector Península nur wenige Meter weiter rechts.

AusgangspunkteParkplätze im Nationalpark Volcan Arenal
KoordinatenN 10.46153, E -84.73027 (Einfahrt Nationalpark)
N 10.46028, E -84.7357 (Parkplatz Las Coladas/El Ceibo)
N 10.46141, E -84.72805 (Parkplatz Mirador Principal)
N 10.46397, E -84.75248 (Parkplatz Sector Península)
Gehzeit2.00 Stunden (Las Coladas - El Ceibo)
1.50 Stunden (Sector Península)
Distanz5,5 km (Las Coladas - El Ceibo)
3,2 km (Sector Península)
An-/Abstiegeca. 100 HM (Las Coladas - El Ceibo)
ca. 80 HM (Sector Península)
GradT1-2
Einkehrkeine
BeschilderungGute Wegmarkierungen im Nationalpark
GPS-DatenWandertrails NP Vulkan Arenal gpx
kml-DatenWandertrails NP Vulkan Arenal kml

Wanderkarte zu den Touren im Nationalpark

Höhenprofil

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