Nach unserem Spaziergang übers Südgelände wird das Wetter ungemütlicher. Vereinzelte Windböen lassen keinen Zweifel: unaufhaltsam rückt Sturmtief Herwart der Hauptstadt auf die Pelle. Doch uns bleibt noch genügend Zeit für unser restliches Tagesprogramm. So zieht es uns bald zum Potsdamer Platz.
Der Platz gilt als einer der wichtigsten Verkehrsknoten Berlins. Das war er bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, weshalb hier 1924 eine der ersten Verkehrsampelanlagen des Kontinents entstand. 20 Jahre später zerstörte das Bombeninferno des Krieges den Potsdamer Platz vollständig.
Als »Dreiländereck« des britischen, amerikanischen und sowjetischen Sektors im geteilten Berlin war ein Wiederaufbau während der nächsten Jahrzehnten unmöglich. Einzig die Berliner Mauer mit ihrem Todesstreifen wurde ab 1961 als Neubau auf den jahrzehntelang brachliegenden Platz hochgezogen. Mit dem Fall der Mauer änderte sich die Situation schlagartig. Wo jahrelang Stillstand herrschte, ergriff plötzlich ein neuer Bauboom das Areal.
Für die nächsten Jahre verwandelte sich der Potsdamer Platz in eine gigantischen Baustelle und zugleich Touristenattraktion. So bin auch ich während meiner Bauzeichnerlehre mit Helm und Sicherheitsschuhen über die Baustelle des Sony Center gestiefelt. Da dies bis heute meine letzte Reise nach Berlin war, ist es für mich natürlich schön zu sehen, was sich aus dem damaligen Meer von Kränen entwickelt hat.
Glastürme, ein gigantisches Kino, Dunkin’ Donuts und Starbucks lassen ein wenig New York-Feeling aufkommen. Ein Ort zum Shoppen, Konsumieren und Filme schauen.
Für ein längeres Verweilen jedoch wirkt im Herbst alles etwas zu kühl und nüchtern. So haben wir doch schnell genug von dem futuristischen Gebäude und besuchen stattdessen noch den Tiergarten, bevor der Regen einsetzt.
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