Wandern im Allgäu und Kleinwalsertal

Das Allgäu ist schön. So einfach diese Erkenntnis ist, so oft geht sie uns bei unseren Ausflügen und Wanderungen ins Allgäu und im Kleinwalsertal durch den Kopf. Die majestätischen Bergketten im Süden, die idyllischen Seen im Alpenvorland und die herzliche Gastlichkeit zeichnen das Allgäu als beliebte Ferienregion aus. Damit war uns selbst schon bei ersten kurzen Besuchen beim Schloss Neuschwanstein und eine Übernachtung in der Iglu Lodge klar, dass wir diese tolle Gegend intensiver erleben möchten.

Wandern und Erholung in der beliebten Ferienregion

Eines der beliebtesten Ziele zum Wandern im Allgäu ist die Breitachklamm bei Oberstdorf. Die lange Zeit für unzugänglich gehaltene Schlucht lässt sich nur mit Begriffen wie atemberaubend, herrlich oder auch einfach wunderschön beschreiben. Deutlich kleiner, aber ebenso sehenswert ist die Starzlachklamm am Fuße des Grünten. Im Gegensatz zur Breitachklamm ist diese nicht durch das Schmelzwasser eines Gletschers, sondern durch eine geologische Verwerfung entstanden.

Unsere Top-Touren

Schluchten und gurgelnde Gletschermühlen

Neben den Schluchten und Schlössern haben es uns natürlich die Berge der Allgäuer Alpen angetan. Hier sind es in erster Linie die mit Seilbahnen gut erreichbaren Gipfel von Nebelhorn, Fellhorn und Alpspitz, die an sonnigen Tagen ins Visier der Wanderer und Bergsteiger geraten. Daneben gibt es aber auch etliche Berge, auf denen es deutlich ruhiger zugeht und die dennoch ebenso lohnenswert sind. So finden sich mehrere unserer Favoriten im Naturpark Nagelfluhkette.

Die einzigartige Bergkette besteht aus Sedimentgesteinen, die einst in einem riesigen Becken lagerten, bevor sie von der weiteren Alpenauffaltung erfasst wurden. Auch hier sind durch das Wirken von Eis und Wasser wahre Naturschönheiten entstanden. Zu den bekanntesten zählen die Buchenegger Wasserfälle am Hündle bei Oberstaufen und der bei Isny gelegene Eistobel, wo sich hohe Steilwände mit gurgelnden Gletschermühlen und schroffen Felsengen abwechseln.

Unsere Wanderseite ist eine bunte Mischung aus ganz unterschiedlich beschaffenen Touren, die das Allgäu in all seinen Facetten abbilden. Das Spektrum reicht von einfachen Wanderungen auf der 5-Seen-Runde bei Seeg oder durch das reizvolle Trettachtal über mittelschwere Bergwanderungen im Ostallgäu bis hin zur Zweitagestour auf den Hochrappenkopf – einem der südlichsten Gipfel Deutschlands. Mit einbezogen haben wir auch das Kleinwalsertal.

Dieses untrennbar mit dem Allgäu verbundene Tal eröffnet Wanderern eine Berglandschaft, die sich nur mit Begriffen wie fantastisch, traumhaft oder einfach himmlisch schön beschreiben lässt. Bei vielen Wanderungen wirst Du Varianten finden, mit denen sich die Tour abkürzen oder verlängern lässt. Wenig erfahrene Bergwanderer können sich dadurch langsam an die höheren Ziele herantasten und sich das Allgäu in all seiner Herrlichkeit Stück für Stück erschließen.

Die Entstehungsgeschichte des Allgäus und Kleinwalsertal

Die Entstehungsgeschichte des Allgäus beginnt ziemlich nass. Vor rund 250 bis 100 Millionen Jahren befand sich das Allgäu in einer Flachwasserzone am Rand des Tethys-Meeres. In dieser Zeit lieferten Korallen und andere Meerestiere den Kalk, aus dem später die Kalkalpen und mit ihnen das Plateau oberhalb der Gottesackerwände gebildet wurden. Versteinerte Fossilien sind selten, sind an wenigen Stellen wie der Starzlachklamm und der Hausbachklamm aber zu finden. Vor etwa 70 Millionen Jahren drückte die afrikanische Kontinentalplatte das heutige Italien gegen Europa.

Durch die gewaltige Kraft falteten sich die Alpen auf. Nördlich davon entstand ein Molassemeer, in das die Ur-Iller vor 28 bis 8 Millionen Jahren Unmengen an alpinen Gesteinen spülte und damit die Basis für die später in die Höhe gedrückten Nagelfluhberge schuf. Bei der letzten großen Überformung wurden während der Würm-Eiszeit weichere Gesteinslagen (Sandstein, Mergel) von den Eismassen großräumig abgetragen und zuvor V-förmige Täler zu U-förmigen Trogtälern ausgeschliffen. Auch der Riedholzer Eistobel und Gletschertopf bei Scheffau sind dabei entstanden.

Jahrtausende alte Siedlungsgeschichte

Wann genau die ersten Menschen ins Allgäu kamen, liegt im Dunkeln. Die ältesten Spuren steinzeitlicher Siedlungen lassen sich zwar ab 7000 Jahre vor unserer Zeitrechnung im Bereich unterhalb des Gottesackerplateaus nachweisen. Etwa 1200 vor Christus besiedelten die Illyrer die tieferen Lagen im nördlichen Allgäu. Ihnen folgten erst die Kelten, dann im Jahr 14 vor Christus die Römer.

Aus dieser Zeit stammt die erste Erwähnung von Cambodunum (Kempten). 233 waren es dann die Alemannen, welche den römischen Festungswall überrannten und sich ab dem 5. Jahrhundert über das Allgäu ausbreiteten. Ab dem frühen Mittelalter entstehen viele neue Orte, die das Allgäu auch heute noch maßgeblich prägen. So das zentral im Allgäu gelegene Sonthofen (damals Sunthofen).

1525 formulieren die Bauern im Bauernkrieg ihre Forderungen in den Zwölf Artikeln von Memmingen. Diese gilt als die erste schriftliche Formulierung von Menschenrechten in Europa. Auch wenn die Aufstände blutig niedergeschlagen wurden, gehen die Herrschenden auf einen Teil ihrer Forderungen ein. Ein Jahrhundert später wird das Allgäu im Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen.

Anfang des 19. Jahrhunderts wird das Allgäu unter Napoleon bayerisch. 1828 begründet der Schweizer Johann Althaus mit dem ersten Allgäuer Emmentaler die Käsewirtschaft im Allgäu. 26 Jahre später wird mit der Eröffnung vom Grüntenhaus der Tourismus im Allgäu eingeleitet und damit der Grundstock auch unserer Wanderführer gelegt.

Gut gerüstet geht’s besser ans Ziel

Allen Warnungen zum Trotz werden auch im Allgäu insbesondere die weniger hohen Berge oft unterschätzt. Doch auch hier gilt: Feste Wander- oder Trekkingschuhe sind ein Muss für sicheres Wandern. Halbschuhe, Turnschuhe oder ähnliche Treter bieten zu wenig Halt, wirken sich negativ auf die Fußgesundheit aus und sind oft Auslöser von vermeidbaren Unfällen. Wanderstöcke hingegen begünstigen eine aufrechte Körperhaltung und schonen die Gelenke.

Ebenfalls von Vorteil ist bequeme Wanderkleidung aus Funktionsmaterial, das schnell trocknet und sich leicht trägt. Auf Abstand sollte man hingegen beim Rucksack gehen. Und zwar auf Abstand zum Rücken. Das ermöglicht eine spezielle Bauweise des Rucksacks, die das Gewicht optimal verteilt und bessere Luftzirkulation erlaubt. Dadurch bleiben Wanderhemden auch an warmen Sommertagen länger trocken und man hat ein deutlich besseres Gefühl auf der Haut.

Verantwortung und Selbsteinschätzung

Alle auf dieser Wanderseite beschriebenen Touren orientieren sich am Wegenetz des Deutschen Alpenvereins. Denn während wir als Wanderer von den Wegweisern und der Pflege der offiziellen Wanderwege profitieren, findet das Wild abseits davon Rückzugsräume, in die sich nur selten Menschen verirren. Als verantwortungsbewusster Wanderer rennen wir nicht blindlings durch die Landschaft (oder darüber hinweg), sondern nehmen auch auf andere, schwächere Rücksicht. Die Landschaft ist in den Allgäuer Hochalpen bis heute sehr aktiv (Hangrutsche, Steinschlaggefahr). Die im Gelände vorgefundene Beschilderung kann daher von unserer Beschreibung auch mal abweichen. In dem Fall ist es meist besser, der neuen Wegmarkierung zu folgen, da sie einen sicher ans Ziel bringt.

Ein Ziel von uns ist, dass man Ende der einzelnen Touren zufrieden auf die vergangenen Stunden und das Geleistete zurückblicken kann. Dies gelingt am besten, wenn man sich – und seine Mitwanderer – richtig einschätzt. Die längeren Touren sollten daher erst dann in Angriff genommen werden, wenn schon eine gewisse Grundkondition und Erfahrung im Gelände vorhanden ist. Hierzu zählt auch, das Wetter richtig einschätzen zu können.

Denn gerade an heißen Sommertagen bilden sich über den Hochlagen des Allgäus gerne Gewitterwolken, die oft schon nachmittags mit Platzregen und Hagel sowie Blitz und Donner niedergehen. Regenschutz sollte deshalb immer dabei sein. Ebenfalls hilfreich ist es, die Entwicklung von Regenwolken im Internet zu beobachten. Im Zweifelsfall sollte man sich auch nicht davor scheuen, eine Tour abzubrechen bzw. erst nach dem Unwetter fortzusetzen.

Wandern im Winter in einem der wenigen schneesicheren Gebieten Deutschlands

Die Hochlagen im Allgäu zählen zu den wenigen schneesicheren Gebieten in Deutschland. Auf zwei schmalen Brettern ins Tal zu wedeln, ist jedoch nicht jedermanns Sache. Wer sich in der kalten Jahreszeit dennoch fit halten will, findet in diesem Buch deshalb auch Touren, die das ganze Jahr möglich sind. Allen voran die Wanderung durch das im Winter besonders reizvolle Trettachtal zum Christlessee – einem See, der selbst bei längeren Frostperioden nicht zufriert. Auch die 5-Seen-Runde bei Seeg und die Breitachklamm nahe Oberstdorf sind Ziele, die Wanderer auch im Winter faszinieren. Daneben finden Wanderer inzwischen bei vielen der von uns beschriebenen Orte in der kalten Jahreszeit präparierte Winterwanderwege.

Pause mit Genuss in Wirtschaften, Berghütten und Sennalpen

Zu einer schönen Wanderung gehört natürlich auch eine Einkehr oder längere Rast. Unserer Wanderungen führen deshalb zu zahlreichen, traumhaft gelegenen Plätzen, von denen man Jahre später noch schwärmt. Zudem kommen die meisten der Touren an einer oder gleich mehreren Wirtschaften und Hütten vorbei, sodass man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann. Bevor Du darauf verzichtest, eigenen Proviant mitzunehmen, vergewissere Dich aber, dass die gewählte Wirtschaft oder Hütte geöffnet ist. Oft ist dies schon bei den Wegweisern im Tal angeschrieben.

Anfahrt zu unseren Wanderzielen im Allgäu

Viele Wanderziele sind im Allgäu mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Hierfür haben wir den Namen der jeweiligen Haltestelle angegeben. In Kombination mit Gästekarten werden die Tickets zum Teil erstattet. Wer mit dem Auto anreist und ein Navi nutzt, kann die im Infokasten der einzelnen Touren angegebenen Koordinaten eingeben. Diese führen ihn punktgenau zum Ausgangspunkt der Wanderung bzw. zur nächstgelegenen Parkmöglichkeit.

Gehzeiten und Höhenangaben zu unseren Wanderungen

Die von uns genannten Zeiten sind die durchschnittliche, reine Gehzeit. Weil es bei vielen der Touren einiges zu entdecken gibt, beinhaltet diese Gehzeit auch die Zeit, in der man sich umsieht und die Landschaft auf sich wirken lässt. Pausen oder gar eine längere Einkehr sind darin jedoch nicht enthalten. Rechne bitte auch etwas Zeit für unvorhergesehene Änderungen ein, sodass Du auch bei zusätzlichen Abstechern, bei kürzerem Verlaufen oder einem gesperrten Weg (zum Beispiel wegen Holzfällarbeiten) rechtzeitig zurück am Ausgangspunkt bist. Unsere Höhenangaben beinhalten die tatsächlich zu leistenden Höhenmeter. Lediglich kleine Kuppen und Senken mit nur geringem Höhenunterschied haben wir ausgelassen. So stehst Du nicht plötzlich vor einem großen Zwischenanstieg, der nirgends erwähnt wird.

Viel Freude am Wandern wünschen Annette und Lars Freudenthal