Injera - Fladenbrot aus Teff

Traditionelles Brot in Äthiopien

Auf dem Weg zu den Blauen Nilfällen, kurz vor dem Ort Tis Abay, kommen wir an einer kleinen Siedlung oder Familienverband vorbei. Während die Männer die angrenzenden Felder mit einem Ochsengespann durchpflügen, sind die Frauen vor den Häusern am Injera Backen. Dies ist Grund für uns, die Fahrt zu unterbrechen. Wir werden herzlich begrüßt und dürfen näher kommen. Die Kinder hängen gleich allesamt an uns.

Injera wird aus einem traditionellen Sauerteig gebacken. Diesen herzustellen benötigt Zeit und setzt vor allem viel Erfahrung voraus. Die Zwerghirse wird für das Injera zu Teffmehl gemahlen. Auch wenn Teff frei von Gluten ist, besitzt das gewonnene Mehl sehr gute Backeigenschaften. Der Teig muss jedoch drei Tage gehen.

Bei unserer Ankunft ist dieser schon vorbereitet, sodass wir beim Backen zuschauen können. Die Feuerstelle ist direkt vor dem Haus. Der darauf liegende Stein dient als Pfanne, auf die der recht flüssige Teig gegossen und verteilt wird. Mit einem Deckel, ähnlich einer marokkanischen Tajine, wird dann das äthiopische Fladenbrot gebacken.

Frisch gebackenes Injera direkt vom heißen Stein

Wir bekommen das frisch gebackene Injera zum Probieren. Dazu gibt es Berbere. Diese ypisch äthiopische Gewürzmischung besteht unter anderem aus Chilipulver, Ingwer, Knoblauch, Koriander, Gewürznelken, Piment und Stangenpfeffer. Vor allem ist es sehr scharf, wenn man nicht aufpasst. Injera wird nicht wie bei uns das Brot gegessen.

Das pfannkuchenartige Fladenbrot wird als essbarer Teller genutzt und dient als Unterlage für viele verschiedene Speisen. Um diese zu essen, wird mit der rechten Hand ein Stück Injera abgebrochen und damit nach den Speisen gegriffen. Der Fladen ersetzt somit auch das Besteck. Wir würzen das Injera nur etwas mit dem Berbere. Es schmeckt ein wenig erdig, aber auch nussig und leicht süßlich.

Glutenfreies Mehl für die westlichen Industrienationen

Die Leute sind sehr nett, die Kinder neugierig und freuen sich über unsere Miniseifen. Wir haben Einblick in ein typisches äthiopisches Dorf und das Leben dort. Auch wenn die Leute arm und die Hütten einfach sind, wird alles ordentlich gehalten. Für uns ist das ein schönes kleines Erlebnis am Rande, das man doch gerne mitnimmt. Doch für die Menschen ist es das richtige Leben. Der backenden Mutter ist sicherlich nicht bewusst, dass sie mit einem der gesündesten Mehlsorten am Backen ist.

Die Nachfrage nach glutenfreien Getreidearten ist in den westlichen Industrienationen sehr am Wachsen. Da wecken die Teff-Felder in Äthiopien bei vielen Lebensmittelkonzernen die Begierde. Biopiraterie mit Patentanmeldungen und Monopole auf Teff sind das Ergebnis. Äthiopien gehört dabei, wie so oft, nicht zu den Gewinnern. Doch der Export von Teff ist derzeit untersagt. Alles andere wäre fatal. Es würde der äthiopischen Bevölkerung schlichtweg die Nahrungsgrundlage entziehen. Und ohne ihr Injera gäbe es noch größere Hungersnöte als ohnehin schon.

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