Wanderung auf den Niederbauen-Chulm

Aufstieg von Seelisberg über Alp Weid

Die Wanderung hoch auf den Niederbauen-Chulm fasziniert bei sonnigem Wetter durch einen schönen Rundumblick über den Urnersee und den Vierwaldstättersee. Die Variante von Seelisberg ist sicher eine schwierige Tour,

bei der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich sind. Wer beide Kriterien erfüllt, erlebt dafür einen spektakulären Aufstieg über leicht abschüssige, aber gut gesicherte Treppen sowie über eine Leiter, die steil bergauf durch einen Stollen führt.

Vom Wanderparkplatz nahe Seelisberg folgen wir den Schildern Richtung Weid und Niederbauen-Chulm nach links in den Wald. Nachdem wir eine Hütte und ein Kreuz passiert haben, erreichen wir den Wegweiser Waldweidli (835 m). Die Gehzeit bis hoch zur Alp Weid wird hier mit 1.35 Stunden angegeben. Diese Zeit braucht man wohl auch, wenn man den Aufstieg aus eigener Kraft schaffen will.

Da wir später noch genug Höhenmeter zu bewältigen haben, spazieren wir jedoch nur bis zur 900 Meter (ab Parkplatz) entfernten Talstation der Luftseilbahn Seelisberg-Weid und lassen uns ab da mit der 2011 neu gebauten Bahn ganz bequem zur 456 Meter hinauffahren. Da es lediglich zwei Kabinen für je vier Personen gibt, werden die Tickets am Automaten gelöst. Das ist zwar etwas ungewohnt, aber dann doch so gut beschrieben, dass wir ohne Probleme starten können.

Oben angekommen, lädt das Alprestaurant Weid zum Verweilen ein. Als Besonderheit stehen auf der Terrasse mehrere Glaskaraffen mit Pfefferminztee für den ersten Durst bereit. Doch auch wer bodenständige Kost und selbstgebackene Kuchen zu schätzen weiß, wird sich hier oben sicher wohl fühlen.

So bereitet Bernadette Immer-Bacher bewusst einfache Gerichte zu, welche zu großen Teilen aus Zutaten der nächsten Umgebung bestehen. Als ihre Spezialitäten empfiehlt sie uns die Älplermagrone mit Apfelmus und Älplerrösti. Aber auch Bratwurst mit Rösti, die Buure-Rauchwurscht, hausgemachte Suppen, Geräuchertes und Käse stehen auf der Speisekarte.

Nach einem zweiten, kleinen Frühstück und einem kurzen Rundgang durch das Restaurant mit seiner gemütlichen Gaststube und dem Massenlager direkt unterm Dach brechen wir schließlich wieder auf. Immerhin liegen mehr als 600 Höhenmeter vor uns, eh wir vom Niederbauen-Chulm hinab auf die Seen schauen können.

Aufstieg von Alp Weid zur Alp Laueli

Auf dem Pfad oberhalb der Alp Weid gewinnen wir rasch an Höhe. Mit anderen Worten kommen wir bald leicht ins Schwitzen. Leider haben sich bei unserer Tour vier Wettervorhersagen geirrt, so dass es nach ein paar sonnigen Momenten wieder zuzieht.

Umso mehr lohnt es sich dafür, sich die Vegetation hier oben anzuschauen. So entdecken wir Knabenkräuter, die Kugelige Teufelskralle und wenige Exemplare der Berg-Waldhyazinthe.

Auf halber Höhe zwischen der Alp Weid und der Alp Laueli begegnen wir außerdem vier höchst neugierigen Ziegen. Vor allem meine Kamera hat es ihnen angetan. Immer wieder kommen sie so nah heran, dass ihre Nasen fast das Objektiv berühren.

Auch sonst scheinen die vier sehr neugierig zu sein. Denn wenige Tage vor unserer Wanderung sind sie aus ihrem Gehege ausgebrochen und auf eigene Faust durch die Bergwelt des Niederbauen gezogen.

Nach einer knappen Stunde (ab Alp Weid) erreichen wir den Wegweiser Alp Laueli (Lauweli). Ab hier verläuft die Wanderung über einen blau markierten Pfad. Wer sich mit den Farben der Alpen nicht auskennt, findet wenige Meter weiter die Erklärung: Alpinwanderweg. Das heißt, Benützung auf eigenes Risiko, alpine Ausrüstung erforderlich, nur für trittsichere, schwindelfreie und erfahrene Bergwanderer.

Insbesondere gilt dies bei Nässe, wenn die Wege weniger Halt bieten. Ein zweites Schild warnt vor Steinschlag und Wildwechsel. Mit einem ganz anderen Problem habe hingegen ich zu kämpfen. Es ist eine Kuh mit wunderschön geformten Hörnern, die mehrmals auf mich zu läuft, sodass ich zurückweichen muss - und dabei in einen Kuhfladen tappe ...

Auf dem Treppenweg

Oberhalb der Alp Laueli wird das Vorankommen tatsächlich bald schwieriger. So müssen wir mehrmals einen Stock auf die Seite nehmen, um mit der Hand Halt auf den nassen Steinen einer Geröllhalde zu finden. Dazwischen bleiben wir immer wieder mal stehen, um das Terrain nach Steinböcken abzusuchen.

Stattdessen entdecken wir in der Ferne eine Herde Gämse und auf dem Weg vor uns einen Alpensalamander. Die kurzen Pausen geben mir zudem Gelegenheit, mich erneut der Botanik zu widmen und einen Wolfs-Eisenhut (auch Gelber Eisenhut) aufzunehmen.

Dann aber wird es ernst. Direkt an der Ostwand des Niederbauen-Chulm geht es über steile, teils abschüssige Stufen weiter hinauf. Ganz so schlimm, wie es auf einigen Bildern aussieht, ist der Treppenweg aber auch nicht. So fällt das Gelände links von uns zwar schon steil ab,

aber von einem senkrechten Loch ist es doch weit entfernt. Zudem ist der Treppenweg mit Drahtseilen und Eisentritte gut gesichert. Und doch sind wir froh, als wir die ersten Treppen gemeistert und den Eingang des Stollens heile erreicht haben.

Nach einer Verschnaufpause sind auf dem nächsten Stück durch den Stollen gute Nerven gefragt. Denn an sich ist der weitere Aufstieg dank einer Leiter technisch wenig herausfordernd. Wenn sie nur nicht so ewig lang wäre, die Stufen weniger glatt wären und es nicht hinter einem mit jeder Stufe tiefer bergab ginge ...

Dem nicht genug, sind die Handläufe eiskalt. Als Entschädigung bietet der Stollen jedoch einen atemberaubenden Ausblick über den Urnersee. Und nachdem es unten noch genieselt hatte, erwartet uns am oberen Ende wieder Sonnenschein. So richtig sicher fühle ich mich allerdings erst, als ich dem Pfad ein paar Meter bergauf um einen Felsbrocken (Bild rechts unten) herum gefolgt bin.

Gipfel des Niederbauen-Chulm

Vom oberen Ende des Treppenwegs führt ein steiler, aber gut machbarer Bergpfad hinauf auf den Grat des Niederbauen. Der Aufstieg dauert eine gute Viertelstunde. Steinböcke sind leider nicht zu sehen, so dass ich mich wieder der Botanik widme.

Unter anderem wachsen hier Orchideen, die Europäische Trollblume, Küchenschellen (die auch verblüht noch richtig hübsch aussehen) und Trauben-Steinbrech.

Oben angekommen, überqueren wir die Grenze vom Kanton Uri zum Kanton Nidwalden. Über ausgetretene Pfade geht es anschließend hinauf auf den Niederbauen-Chulm (1923 m). Während wir selber in der Sonne wandern, ziehen an der Ostflanke des Bergs leider Wolken auf.

Für uns bedeutet dies, dass wir vom Gipfel lediglich in eine dichte weiße Wand schauen können. Wie nahe wir am Abgrund stehen, können wir hingegen nur ahnen; oder an den vielen Pflanzen sehen, die direkt unterhalb des Gipfels blühen. Denn die stehen so exponiert, dass sie nicht einmal von den Steinböcken gefressen werden.

Welch herrliche Aussicht der Niederbauen-Chulm bei klarem Wetter bietet, zeigt ein Bild, das wir zuvor bei unserer vom Wanderung auf den Fronalpstock aus aufgenommen haben. So ragt der Berg wie ein Schiffsbug zwischen dem Urnersee und dem Vierwaldstättersee in die Höhe.

Entsprechend schön ist dann der Blick vom Niederbauen-Chulm unter anderem zur Rigi-Hochflue, auf den Fronalpstock, dem Rophaien, Uri Rotstock, Brisen, das Stanserhorn und den Pilatus.

Über Tritt zur Bergstation

Nach einer ausgiebigen Rast auf dem Niederbauen-Chulm steigen wir auf demselben Pfad wieder über ein Stück weit bergab und folgen dann der Beschilderung nach Niederbauen und Emmetten.

Da die letzten Tage viel Regen gebracht haben, müssen wir einige matschige Bereiche in der Senke zwischen Chulm und Gütsch meistern.

Nach circa einer Dreiviertelstunde erreichen wir die Tritt-Hütte. Sie wird ebenfalls als Wirtschaft geführt und bietet neben einfachen Gerichten eine aussichtsreiche Terrasse. Nahe der Hütte ist in der Karte ein Pfad eingezeichnet, der in etlichen Kehren hinab ins Tal führt.

Da dieser nicht mehr als Wanderweg gepflegt wird, entscheiden wir, auf dem ausgeschilderten Weg bis zur Bergstation Niederbauen abzusteigen.

Abstieg ab der Bergstation nach Emmetten

Nachdem wir einen Startplatz für Gleitschirmflieger passiert haben, erreichen wir die Bergstation Niederbauen (1570 m). Hier bietet das Berggasthaus Niederbauen die letzte Möglichkeit für eine Einkehr, bevor es hinab ins Tal geht.

Am bequemsten geht dies natürlich wieder mit der Bergbahn. Als Alternative dazu gibt es zwei Wanderwege hinab nach Emmetten. Der eine führt über Grund und ist mit 2.15 Stunden angegeben, der andere geht über Unterst Hütte und Sagendorf und ist etwas kürzer.

Wir entscheiden uns für eine dritte Variante: direkt bei dem Platz der Gleitschirmflieger kürzt ein schmaler Pfad zur Frutt-Hütte ab, von der es nur wenige Schritte bis zum nächsten Wegweiser auf des Abstiegs nach Sagendorf sind.

Wer nicht gut im Bergablaufen ist, sollte sich allerdings gut überlegen, ob er sich das antun will. Denn der Pfad ist alles andere als bequem zu laufen und bietet auch nur wenige Stellen, die eine Aussicht über die Landschaft ermöglichen.

Entsprechend geschafft sind wir, als wir nach 1.40 Stunde das Tal bzw. Sagendorf erreichen. Wer bereits am Morgen den Bus von Emmetten nach Seelisberg genutzt hat, biegt am Ende des Pfads links ab und erreicht nach etwa 20 Minuten die Talstation.

Wir hingegen warten in Sagendorf auf den nächsten Bus, der uns zurück zum Ausgangspunkt dieser für uns etwas wolkigen, aber doch sehr schönen Wanderung bringt.

Video Wanderung auf den Niederbauen-Chulm

Wunderschöne Wanderung von Seelisberg über das Alprestaurant Weid und Alp Laueli auf den Niederbauen-Chulm. Tolle Aufnahmen vom Treppenweg durch den Berg.

Anfahrt und Anforderungen der Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die A4 Luzern - Sarnen. Bei Hergiswil-Süd bzw. der Ausfahrt 30 auf die A2 abfahren. Weiter über Stans bis Ausfahrt 35, dort nach Emmetten abfahren und über die Emmetterstrasse und die Seelisbergstrasse Richtung Seelisberg fahren. Die Zufahrt zum Waldparkplatz befindet sich noch vor dem Hauptort bzw. der Bushaltestelle Tanzplatz. Wer will, kann ab Emmetten mit dem Postbus bis nach Seelisberg-Tanzplatz fahren.

AusgangspunktSeelisberg-Oberdorf (Tanzplatz oder Wanderparkplatz)
KoordinatenN 46.96500, E 8.58510
Gehzeit4.30 - 5 Stunden
Distanz11 km
An-/Abstiegeca. 700/1250 m, ohne Seilbahn zum Alprestaurant Weid 1150 m bergauf
GradT3, Trittsicherheit erforderlich
BeschilderungAb Seelisberg ist der Niederbauen-Chulm ausgeschildert. Der Abstieg von der Bergstation Niederbauen erfolgt über Pfad zur Frutt-Hütte. Unterhalb der Hütte Beschilderung nach Emmetten folgen.
EinkehrAlprestaurant Weid, Tritt-Hütte, Bergstation Niederbauen
GPS-DatenWanderung Niederbauen Chulm gpx
kml-DatenWanderung Niederbauen Chulm kml

Wanderkarte Niederbauen

Höhenprofil

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