Küstenwanderung an der Ponta da Ilha

Wanderung an der Lavaküste von Pico

Auch wenn wir uns nach der Ankunft auf der Vulkaninsel Pico beeilt und nur geschwind unser Gepäck im Hotel deponiert haben, erreichen wir Manhenha erst mittags. Neben der Verzögerung mit dem Leihwagen liegt dies daran, dass sich der Hafen von Madalena am Westende der Insel befindet, während der Startpunkt zur Küstenwanderung an der Ponta da Ilha ganz im Osten ist.

Dadurch starten wir unsere erste Tour auf Pico, als die Sonne am höchsten steht. Immerhin aber gibt es am Hafen und Badebecken von Manhenha einen gut angelegten Parkplatz. Dazu fällt die Orientierung auf dem ersten Abschnitt leicht: einfach in südwestlicher Richtung entlang der Küste bzw. erst über einen Gehweg, dann auf einer schmalen Straße.

Nach etwa 200 Metern schwenkt der Weg nach Westen und passieren wir eine Verbindung hoch zur Hauptstraße von Manhenha. Hier geht die anfangs noch asphaltierte Straße in einen dunklen Schotterweg über, entfernen wir uns kurz von der Küste und nutzen den nächsten Abzweig auf der rechten Seite.

Nach den ersten Eindrücken von der rauen Ostküste wandern wir auf den nächsten Metern mit dem Rücken zum Meer, kreuzen die Straße nach Manhenha und kommen durch ackerbaulich genutzte Flächen. Teilweise sind es nur wenige Meter schmale Streifen, auf denen Mais oder Gemüse angebaut wird.

Über einen Hügel nach Piedade

Der Wanderweg nach Piedade führt über einen Hügel. Mit 140 Metern ist dieser zwar nicht sonderlich hoch. Allerdings sind wir am Meer gestartet. So sind wir doch froh, als wir diesen ersten Anstieg geschafft haben. Wo das Gelände schon wieder leicht abfällt, gabelt sich der Weg. Wir halten uns rechts, sodass wir nun nahezu geradeaus auf Piedade zulaufen. Nach wir zunächst wieder ein paar Meter bergab laufen, steigt der Weg bis zu dem kleinen Ort nochmals an.

Nach knapp einer Stunde erreichen wir Piedade. An sich ist der Weg bis hierher nicht sonderlich anstrengend und die Zeit auch nicht so, dass wir schon eine Pause einlegen müssten. Andererseits fordert die über dem zumeist dunklen Untergrund aufsteigende Wärme schon auf diesem Abschnitt ihren Tribut. So sind wir ganz froh, als wir an der nahen ER1 ein günstiges Café finden, um den ersten Durst zu löschen, eh wir weiter zur hübschen Kirche des Orts spazieren.

Und wieder geht es an die Küste

Von der Kirche in Piedade folgen wir der Straße noch 150 Meter bis zu einer Straßengabelung. Rechts geht es auf den Caminho do Calhau. Wir indes halten uns links und wählen den Caminho de Cima, auf dem wir den dichter bebauten Ortskern von Piedade bald hinter uns lassen.

Der Weg führt uns über die letzte nennenswerte Anhöhe und senkt sich schließlich im Bereich von Cais do Galego. Nach gut 700 Metern auf dem Caminho de Cima biegen wir beim Holiday-on-pico rechts auf den Caminho do Morro ab und steuern damit wieder auf die Küste von Pico zu.

Pause im L'escale de L'Atlantic, dem »Zwischenstopp am Atlantik«

Oberhalb von Calhau passieren wir eine mit blauen und weißen Kacheln hübsch angelegte Wasserstelle. Das Wasser in den Leitungen entspricht im Normalfall Trinkwasserqualität. Allerdings ist immer fraglich, wie oft die Wasserstelle genutzt wird bzw. wie lange das Wasser in der Leitung stand. Zum Glück ist direkt beim Brunnen das nächste Café bereits angeschrieben, sodass wir erst gar nicht in Versuchung kommen.

Damit folgen wir der schmalen Straße weiter bergab durch Weingärten in das locker bebaute Calhau. Bevor sich die Straße zum Hafen senkt, zweigt der Wanderweg rechts ab. Da wir in der Mittagshitze aber schon wieder kurz vorm Verdursten sind, nehmen wir den Abstecher in die Baia do Calhau mit, wo wir uns im L'escale de L'Atlantic, dem »Zwischenstopp am Atlantik« eine weitere Pause gönnen.

Lavaweg quer über das schroffe und tückische Gestein

Hätten wir gewusst, was uns an der Ponta da Ilha erwartet, wir hätten wohl aus der kurzen Pause eine längere Einkehr in dem Café in Calhau gemacht und noch eine ganze Weile die Aussicht von der Terrasse auf die Bucht von Calhau genossen. Ohne dieses Wissen aber kehren wir nach einer etwas arg süßen Fanta-Maracuja zurück zum letzten Abzweig und folgen fortan dem PR 3 Richtung Manhenha.

Nachdem wir dazu innerhalb von Calhau wieder ein Stück weit bergauf laufen müssen, führt uns der Wanderweg über den Caminho de Cima Rocha wieder hinunter an die steinige Küste. Wir kommen an mehreren Picknicktischen vorbei zur Grillstelle Largo do Cais do Galego. In dem aus wenigen Häusern bestehenden Ort könnten wir rechts über den Landweg nach Engrade abzweigen.

Da es uns um die Küste geht, an der es leider nur noch wenige Fußwege gibt, kommt dies aber nicht infrage. Damit folgen wir dem zur Brutzeit gesperrten Wanderweg von Galego zurück an die Küste. Dort geht das Sträßchen in einen Fußweg über, dem wir auf dem nächsten Abschnitt unterhalb einer Natursteinmauer entlang der Ponta da Ilha folgen.

Mit hoch wachsenden, teils verdorrten Gräsern, der dunklen Lavaküste links von uns und einen in der Ferne vor uns herausragenden Hügel ist dies der schönste Abschnitt der Wanderung. Da wir uns zunächst immer entlang der Mauer auf einem Pfad ohne große Höhenunterschiede bewegen können, kommen wir auch gut und gutgelaunt voran.

Ein ehemaliger Fischerweg über das Lavafeld

Dann aber endet der bequeme Pfad oberhalb der Küste und verläuft der weitere, ehemalige Fischerweg über das Lavafeld. Hier beginnen die Probleme. Das erste besteht darin, den Verlauf des Wegs überhaupt zu erkennen. Dieser ist zwar mit gelben und roten Strichen markiert, durch das stark zerklüftete Terrain aber sind die Zeichen nicht immer auf Anhieb zu sehen.

Und steuert man versehentlich das übernächste an, kann es leicht passieren, dass man unvermittelt vor einer Spalte steht und wieder ein Stück zurück gehen muss. Zumindest aber die Gefahr, auf glatten Stellen abzurutschen, ist sehr gering. Dafür sind die mit messerscharfen Kanten gespickten Basaltfelsen viel zu rau. Wer sich dennoch einen Fehltritt leistet ... nein lieber nicht.

Was uns am meisten zu schaffen macht, ist jedoch das ständige Auf und Ab. So sieht das Höhenprofil des alten Fischerwegs zwar relativ eben aus. Vor Ort aber müssen wir immer wieder zwei, drei Meter hoch auf den nächsten Felsen kraxeln, an dessen Ende es genausoweit wieder nach unten geht. Dann doch lieber ein hoher Berg mit klar definiertem Gipfel.

Zuletzt ist es das Gefühl, dass der Bogen um die Ponta da Ilha überhaupt kein Ende findet. Es geht rechts, rechts, rechts und immer so weiter, ohne dass wir ein Ende erkennen können. Erst nach gut einer Stunde auf dieser unwirtlichen Landschaft schwenkt der Weg wieder zum Inselinneren und verlassen wir das von der Mittagssonne aufgeheizte Lavafeld.

Während der Brutzeit für Wanderer gesperrt!

Bei Engrade führt uns der beschilderte Wanderweg bis auf die Küstenstraße, wo wir links abbiegen. Etwa 160 Meter weiter haben wir bei einer Trafostation erneut die Möglichkeit, über den Landweg nach Manhenha zurückzukehren und dabei einen Kilometer abzukürzen.

Auch bei diesem Abzweig zur Küste zeigt das aufgemalte Vogelsymbol, dass der Küstenweg während der Brutzeit für Wanderer gesperrt ist. Da die Jungvögel die Nester bereits verlassen und wir uns wieder etwas erholt haben, wollen wir nun auch den restlichen Weg wie geplant schaffen.

Eentlang der Baia de Engrade zum Farol da Ponta da Ilha

Nachdem wir beim ersten längeren Abschnitt entlang der Ponta da Ilha direkt über die Lavafelsen kraxeln mussten, führt uns der Pfad diesmal entlang der Baia de Engrade, zu der die Felsen links von uns steil abfallen Küste. Damit eröffnen sich uns immer wieder spektakuläre Blicke auf kleine Buchten und die schroffen Felsen.

Laut unserer Wanderbeschreibung sollten wir auf dem Pfad bis zum Farol da Ponta da Ilha gelangen. Soweit die Theorie. In der Praxis stehen wir stattdessen unvermittelt vor einem Abbruch, der den gesamten Pfad mit in die tief unter uns liegende Bucht gerissen hat. Kann man da an der Seite rüber? Es scheint möglich.

Da es im Fall eines Abrutschens aber nichts gibt, an das wir uns halten könnten, gehen wir jedoch kein Risiko ein und nehmen stattdessen einen kurzen Umweg durchs Gebüsch in Kauf. Nachdem auch ein niedriger Zaun zu überwinden ist, finden wir schließlich den Zugang zu den sich malerisch vor dem blauen Himmel abhebenden Leuchtturm. Froh, alle Hindernisse entlang der Küste heile überstanden zu haben, legen wir den letzten Abschnitt der Wanderung auf dem befahrbaren Camino do Farol zurück.

Deutlich später und mit sehr viel mehr vergossenem Schweiß als zu Beginn der Runde gedacht, sind wir nach knapp fünf Stunden zurück am Hafen von Mantenha. Zum Abschluss der trotz allem richtig schönen und eindrucksvollen Wanderung gönnen wir uns vor der Rückfahrt ins Hotel nochmals eine Pause. Auch wenn wir uns auch am Hafen nur etwas zum Trinken bestellen, sitzen wir zu unserer Überraschung bald vor einer Tüte Feigen. Diese hat uns eine Frau aus dem Dorf geschenkt, nachdem sie uns gesehen hat ...

Wanderung an der Ponta da Ilha | Pico

Überfahrt von Faial nach Pico und Eindrücke von einer wunderschönen Wanderung an der Ponta da Ilha im Osten der Azoren-Insel Pico.

Ausgangspunkt und Anforderungen der Wanderung

Von der Küstenstraße ER1 südlich von Piedade der Beschilderung nach Mantenha folgen. Am Parkplatz oberhalb des Meers parken.

AusgangspunktMantenha
KoordinatenN 38.41010, W 28.03860
Gehzeit4.30 Stunden
Distanz11,8 km
Anstiegeca. 400 HM wg. ständigem Auf und Ab entlang der Lavaküste
GradT3 durch schroffes und teils stark zerklüftetes Lavagestein, es besteht die Möglichkeit, dass Teile des Wanderwegs abgebrochen sind.
EinkehrCafés und Bars in Manhenha, Piedade und am Hafen von Calhau
GPS-DatenWanderung Ponta da Ilha gpx
kml-DatenWanderung Ponta da Ilha kml

Wanderkarte Ponta da Ilha

Höhenprofil

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