Wanderung auf den Montanha do Pico

Aufstieg auf den höchsten Berg Portugals

Der Aufstieg auf den Montana do Pico gilt als die Königsetappe für Wanderer auf den Azoren. Es ist der höchste Berg Portugals, den wir schon von unserem Hotel auf Faial direkt im Blick hatten. Und am dritten Tag auf der Insel Pico so weit: wir stehen um kurz nach 9 Uhr bei der Basisstation der Bergrettung, der Casa de Montanha. Wer denkt, sogleich starten zu können, hat sich jedoch geschnitten. Zunächst müssen wir einen Vertrag ausfüllen, in dem wir unter anderem unsere Pass- oder Führerscheinnummer eintragen.

Auch die Rückkehrzeit sollen wir angeben. Da wir nur schlecht schätzen können, wie lange wir für den Auf- und Abstieg benötigen, geben wir vorsichtshalber eine sehr großzügig gemessene Zeit an. Danach ist es vorgeschrieben, dass wir uns einen Film über Gefahren und Sicherheiten am Berg anschauen. Im Anschluss daran erhalten wir ein gps-Gerät, das unsere aktuelle Position sendet. So ausgestattet, dürfen wir den Pico endlich in Angriff nehmen und den Wanderern, die zum Teil schon in der Nacht aufgebrochen sind, folgen.

Etwas übertriebene Sicherheitsvorkehrungen vor der Tour

Zu verdanken haben wir die aus unserer Sicht übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen insbesondere portugiesischen Urlaubern, die meinen, mit Badeschlappen, Flip-Flops oder Espandrillos überall hinlaufen zu können. Als Konsequenz wird heute auch erfahrenen Bergsteigern erklärt, wie sie ein Notfallteam benachrichtigen können, das einen dann für einen ganzen Batzen Geld wieder zur Basisstation trägt. In so einem Fall dürfte das Budget für die Reise aufgebraucht sein.

Die weiteren Hinweise sollten jedem Naturliebhaber bekannt sein: keinen Müll liegenlassen, kein Feuer entfachen, auf dem Weg bleiben, keine Lebensräume zerstören oder Tiere stören oder ganz allgemein, sich vernünftig verhalten. Am besten soll dies mit festen Wanderschuhen inklusive Wanderstöcken gelingen. Auch daran haben wir natürlich schon vorher gedacht, als wir das Casa da Montanha um 9.35 Uhr hinter uns lassen.

Start des Aufstiegs über einen felsigen Pfad

Die ersten Meter der Wanderung führen über eine ordentliche Treppe von der Berghütte. Am oberen Ende geht diese in einen ebenfalls mit mehreren Stufen versehenen Schotterweg über. Wo dieser technisch sehr einfache Einstieg endet, beginnt der eigentliche Aufstieg über einen felsigen Pfad. Da dieser über die Westseite des Pico erfolgt, wandern wir der knapp über dem Berg stehenden Sonne entgegen. Es ist ein gutes Zeichen, da der Gipfel häufig von Wolken umgeben ist.

Um etwa 10 Uhr haben wir die ersten drei Leitpfosten entlang des Pfads passiert. Nachdem wir zunächst vom Rückenwind profitierten, schlägt uns nun eine frische Brise entgegen oder kommt von der Seite. Obwohl wir kein allzu hohes Tempo wählen, kommen wir auf diesem ersten Abschnitt gut voran und haben auch schone eine erste größere Wandergruppe überholt. Im Gegensatz zu uns legt diese ein Stück weit unter uns auch schon eine erste Pause ein.

Wandern am Westhang von Portugals höchstem Berg

Immer noch auf dem ersten Abschnitt macht das Wetter Mut. Der Gipfel des Pico ist zwar wieder in den Wolken verschwunden, aber die Sonne ist durch die Wolken hindurch zu sehen. Allzu dick kann die Wolkenschicht demnach nicht sein. Auch ist Verlauf des Pfads, von dem früher häufig Wanderer versehentlich abgekommen waren, durch die oben in Neonfarben angestrichenen Pfosten, heute bestens zu erkennen.

Um 10.30 Uhr passieren wir den Pfosten mit der Nummer 10. Wir befinden uns hier auf einer Höhe von rund 1.600 Metern. Etwas schade ist, dass sich die Wolkendecke ausgebreitet hat, sodass wir uns nun im Schatten befinden. Dafür kommen wir immer noch deutlich besser als gedacht voran, was wir auch an der ersten Gruppe sehen, die mittlerweile weit unter uns ihre bereits zweite Pause einlegt.

Individuell schneller als in der Gruppe

Blicken wir nach vorn, ist eine zweite Gruppe bald in Reichweite. Wir fragen uns, ob wir nach einem Tag Wanderpause heute sehr gut drauf sind oder den Aufstieg doch zu schnell angehen? Der weitere Aufstieg wird es zeigen. Zumindest liegen noch genügend Höhenmeter vor uns.

Zunächst aber ziehen wir an der nächsten Gruppe vorbei und sind froh, unser eigenes Tempo gehen zu können. Denn viele Gruppen kommen nur im Schneckentempo voran, was wohl eng damit zusammenhängt, dass es in Portugal keinen nennenswerten Absatz für Wanderschuhe gibt.

Vorbei an der Schlüsselstelle des Aufstiegs

Um etwa 10.45 Uhr kommen wir in den Bereich, der als Schlüsselstelle für den Aufstieg bis zum Kraterrand gilt. Anstelle des technisch einfachen Bergsteigens müssen wir diesen Bereich hinauf kraxeln. Der felsige Untergrund ist steil, aber doch nie so, dass man die Hände zwingend bräuchte. Damit können wir auch auf dieser Passage unsere Wanderstöcke einsetzen, was den Aufstieg zu einem auffallend platzierten Pfosten deutlich entschärft. Dort angelangt, gönnen dann auch wir uns eine erste Pause.

Bis um 11 Uhr zeichnet sich ab, dass sich das Wetter wie auch schon an den vorherigen Tagen verhält: Sonne und Wolken wechseln sich ständig ab, wobei wir uns jetzt wieder in der Sonne befinden, während weiter nördlich dichte Wolken die Sicht aufs Meer und zur Basisstation versperren. Doch wir fühlen uns auf Höhe von mittlerweile Pfosten Nummer 20 nach wie vor gut und können kaum glauben, dass es nur noch 600 Höhenmeter bis zum Gipfel sein sollen.

Ein dickes Wolkenband im Rücken

Um 11.30 Uhr erreichen wir den Pfosten Nummer 29 auf einer Höhe von 1938 Meter über dem Meer. Hinter uns versperrt noch immer ein dickes Wolkenband den Blick auf die Küste sowie auch die Basisstation. Dennoch haben wir optimale Bedingungen. Auch lacht die Sonne nun schon wieder eine ganze Weile auf uns herab. Es ist angenehm warm, was uns neben den vielen Höhenmetern zusätzlich den Schweiß auf die Stirn treibt.

Im Vergleich zu den tieferen Lagen am Berg aber hat sich die Vegetation inzwischen gewandelt. Sie ist vor allem einiges spärlicher. Außer vereinzelten Grasbüscheln fällt uns vor allem die Azoren-Heide auf. Anders als an der Küste wächst diese hier nicht als Strauch, sondern bildet niedrige Polster. Zu den weiteren Spezialisten, die mit dem rauen Klima zurechtkommen, zählt der Thymian, der bei unserem Aufstieg im August in voller Blüte steht und Farbe in die sonst karge Landschaft bringt.

Die Mittagssonne brennt

Eine halbe Stunde weiter haben wir die dritte Gruppe überholt und begegnen uns mehrere Deutsche. Sie befinden sich bereits beim Abstieg zur Basisstation und geben uns beim Pfosten 38 zwei Versprechen mit: bis zum Kraterrand wären es noch 15 Minuten und oben solle uns eine traumhafte Sicht zu den anderen Azoren-Inseln erwarten. Zugleich merken sie an, dass man beim Aufstieg auf den Piquinho mit Schrammen rechnen muss. Um dies zu untermauern hebt ein Mann seinen leicht lädierten Finger.

Obwohl es auf dieser Höhe durchaus zehn Grad kälter sein kann als bei der Station, sind die Temperaturen nach wie vor angenehm. Das liegt zum einen an der Mittagssonne, die inzwischen auf uns niederbrennt. Zum anderen aber auch an dem Wind, der zwischenzeitlich zwar mal auffrischte, sich etwas unterhalb vom Kraterrand aber wieder zu einem lauen Lüftchen abschwächt. Guten Mutes und voll freudiger Erwartung nehmen wir so auch die letzten Höhenmeter hoch zur Caldeira in Angriff.

Pause am Kraterrand mit Blick auf den Piquinho

Bei Pfosten Nummer 45 gelangen wir tatsächlich eine Viertelstunde später an den Rand des Kraters. Der erwartete Blick auf den Piquinho lässt indes auf sich warten, da sich in der kurzen Zeit neue Wolken am Gipfel breit gemacht haben. Auch die Fernsicht zu den Nachbarinseln wird von den Wolken weitgehend verhindert. Dafür treffen wir auf die nächsten Deutschen, die den Wechsel von Wolken und Sonne schon eine Weile zusehen.

Wir folgen ihrem Tipp, einfach auf die nächste Lücke im Wolkenpaket zu warten, um einen ersten Blick auf den »kleinen Gipfel« zu erhaschen. Dabei sind wir froh, die Zeit bis zu unserer Rückkehr zur Basisstation mit 17 Uhr so großzügig bemessen zu haben. So können wir uns doch eine ganze Weile am Kraterrand aufhalten und erstmal zwei Schokoriegel futtern. Oder wie es so schön heißt: »Wenn's mal wieder länge dauert, nimm dir'n Snickers.«

Aufstieg auf den Piquinho

Bis zum Kraterrand vom Montanha do Pico hatten wir uns richtig gut gefühlt. Vor allem Annette ist stolz auf ihre Tagesleistung. Um nicht zu sagen, die ersten 1000 Höhenmeter ist sie einer Gäms' gleich den Berg hinauf gesprungen. Bleibt die Frage, ob es an ihrem neuen Rucksack liegt oder an den anderthalb Litern Wasser, die sie mit sich schleppt. Denn bisher war sie auf den Azoren ohne solchen Ballast unterwegs, dafür aber nur halb so schnell.

Nach einer Dreiviertelstunde am Kraterrand mit leider wenig Sicht raffen wir uns wieder auf. Den im Wanderführer beschriebenen senkrechten Abstieg zum Kratergrund können wir nicht finden. Dafür aber einen Pfad, der bequem schräg hinunter führt und von allen Bergsteigern, die es hierher geschafft haben, mühelos gemeistert wird. So wie wir den Grund erreicht haben, bessert sich nochmals die Sicht, sodass wir den Piquinho schemenhaft sehen.

Nebel und Wolken über der Caldeira

Mut macht auch der Himmel, an dem direkt über uns wieder ein paar blaue Flecken zu sehen sind. Wäre doch gelacht, wenn es die Sonne nicht schafft, sich gegen die Mischung aus Nebel und Wolken über der Caldeira durchzusetzen, zumal wir nach der Wartezeit am Kraterrand endlich wieder Schatten auf den Boden werfen. Weniger glücklich sind wir indes über weitere Wandergruppen, die sich unbeholfen über den bald wieder ansteigenden Pfad mühen.

So müssen wir immer wieder auf die Seite ausweichen, um an ihnen vorbeizukommen. Aber so ist das wohl, wenn die Wanderführer jeden mitschleppen, der sich für den Ausflug interessiert. Für ein paar Euro mehr müssen sie nun ganz schön schuften, um auch den letzten ihrer Gruppe von einer Hürde zur nächsten hochzuziehen. Aber was tut man nicht alles, um schlechten Bewertungen vorzubeugen und kein Ausfall der Trinkgelder zu riskieren?

Auf dem höchsten Punkt der Azoren und ganz Portugal

Um Punkt 14 Uhr haben wir den Gipfel erreicht und stehen auf dem mit 2351 Meter über dem Meer höchsten Punkt von Pico, den Azoren und ganz Portugal. Anstelle des lauen Lüftchens am Kraterrand bläst uns nun ein kühler Wind um die Ohren. Es ist ungemütlich. So fühlen wohl auch ein paar Marienkäfer, die auf Annettes Jacke Schutz suchen. Ich selbst habe mir auf dem letzten Abschnitt das Knie angeschlagen, was jedoch zum Glück ohne Folgen blieb.

Die erhoffte Fernsicht über das Archipel hingegen fällt komplett flach. Wir selbst stehen zwar mehr oder weniger in der Sonne. Nur wenige Meter unter uns aber unterbinden dichte Nebelschwaden jede Aussicht. Sowie eine Gruppe gleich nach dem Erreichen des Gipfels augenblicklich den Abstieg antritt, befinden sich außer uns nur noch eine Handvoll deutsche Wanderer auf dem Piquinho. Bald sind wir uns einig, dass die Tour völlig übertrieben dargestellt wird.

Es braucht schon etwas an Kondition

So fordert der Aufstieg zwar eine gute Kondition am Berg. Eine gute Ausrüstung mit griffigen Wanderschuhen und Stöcken vorausgesetzt, ist er aber technisch gut zu meistern. Auch gegen die Kälte oben auf dem Gipfel finden wir ein Rezept: etwa zwei Meter südwestlich des Gipfels steigt noch immer Wärme aus dem Vulkan nach oben. Würde man ein Zelt darüber aufspannen, könnte man sich bald über eine Sauna freuen. Nach dem Schwitzbad bräuchte man dann nur fünf Meter nach Norden laufen, wo es sehr viel kälter ist.

Leider bleiben die Nebelschwaden und Wolken diesmal hartnäckig. Hie und da gibt zwar die ein oder andere Lücke den Blick frei. Insgesamt aber bleibt die Aussicht weit von dem entfernt, was uns zuvor versprochen wurde. So verlassen wir um 14.50 Uhr den Gipfel wieder, wobei wir diesmal gut aufpassen müssen. Denn auf dem vulkanischen Gestein bleibt man leicht mal mit dem Fuß hängen. Auch kann es passieren, dass die Wanderer direkt über einem einen Stein lostreten.

Video Montanha do Pico | Aufstieg auf den höchsten Gipfel Portugals

Eindrücke von einer windigen und wetterwechselhaften Wanderung auf den Montanha do Pico, den höchsten Berg der Azoren und von Portugal.

Der Abstieg zur Basisstation

Viertel nach drei sind wir dann wieder auf dem Kraterrand. Ohne erneute Pause machen wir uns sogleich auf den weiteren, langen Abstieg. Denn von dem sonnigen Wetter am Vormittag bleibt nur noch die Erinnerung. Es hat sich zugezogen. Zudem gehen immer wieder leichte Regenschauer nieder. Jetzt sind wir froh, unsere guten Regenjacken dabei zu haben. Auch erweisen sich die Stöcke auf dem bald glitschigen Untergrund als große Hilfe. Bis um 16 Uhr wird außerdem klar, warum die Pfosten so nah beieinander stehen. So müssen wir eine Weile suchen, bis wir beim Pfosten 27 den Pfosten 26 entdecken. Von Sichtweite zumindest kann keine Rede mehr sein. Zum Glück endet der Regen beim weiteren Abstieg.

Zurück bei der Basis

Wie beim Aufstieg haben wir auch jetzt wieder optimale Bedingungen. Allerdings weniger zum Wandern sondern zum daheim in der Infrarotkabine sitzen oder sich auf ein leckeres Raclette-Essen mit einem Gläsle Rotwein zu freuen ...
Obwohl sich vor und hinter uns zwei größere Gruppen befinden, ist um uns herum niemand zu sehen. Um 17 Uhr haben wir unsere angegebene Rückkehrzeit zur Basisstation verpasst. Allzu weit ist es jedoch nicht mehr, sodass wir die letzten Meter gemütlich bergab laufen können, eh wir nach ziemlich genau acht Stunden nach unserem Start unten ankommen. Wir sind etwas traurig über das oben und im Abstieg schlechte Wetter, aber stolz, den höchsten Berg Portugals so gut bewältigt zu haben.

Ausgangspunkt und Anforderungen der Wanderung

Von der Zentralen Bergstraße R 3-2 Madalena - Einmündung in die R 2-2 São Roque do Pico - Lajes do Pico der Beschilderung zum Pico folgen. Die Parkplätze füllen sich morgens rasch.

AusgangspunktInfozentrum Casa da Montanha
KoordinatenN 38.47110, W 28.42610
Gehzeit7 Stunden
Distanz6,8 km
Anstiegeca. 1150 HM
AnforderungenT4, ohne Abstecher zum Piquinho 2-3
Einkehrkeine
GPS-DatenWanderung Pico gpx
kml-DatenWanderung Pico kml

Wanderkarte Pico

Höhenprofil

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